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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 189

1911 - Breslau : Hirt
22. Auf dem antarktischen Inlandeis. 189 unsere Gedanken von der Grandenr der Szenerie gefangengehalten, doch nur einen Augenblick; dann denkt man unwillkürlich, was wir wohl jetzt in einem guten Nestau- rant bestellen würden. In diesen Tagen hungerten wir sehr und wissen, daß sich dies wahrscheinlich in den nächsten drei Monaten nicht ändern wird. Eine Granitklippe, der wir jetzt zusteuern, ist über 1800 Meter hoch; sie zeigt viel entblößtes Gestein, wohl infolge der heißen Sonne, die viel Tauwasser in die Täler hinabschickt. Den ganzen Tag hindurch war der Mond im Gewölk sichtbar, eiue bekannte, doch so ganz- lich verschiedeue Erscheinung gegen die letzte Zeit nur heißen Sonnenscheins und weiter, weißer Pfade. Die Temperatur beträgt jetzt 7,3° R über Null; es ist ganz warm in den Zelteu. 2. Dezember. Wir marschierten um 8 a. m. los. Alle vier Mann zogen den einen Schlitten, Socks folgte mit dem zweiten hinterher. Er schlug bald [ein gewöhn- liches Tempo ein und hielt wirklich vorzüglich stand. Die Oberfläche während des Morgeumarsches war sehr schlecht, und wir hatten harte Arbeit. Die Sonne brannte auf unsere Köpfe, und wir schwitzten stark, obwohl wir im Hemd und Nachthosen arbeiteten, doch froren unsere Füße. Wir machten um 1 p. m. Rast und kochten etwas Quan; das Fleisch war sehr zäh. Du armer, alter Kerl! Socks, der letzte uns ge- bliebene Pony, ist nuu ganz allein. Er wimmerte die ganze Nacht nach seinem ver- lorenen Kameraden. Um 1 p. m. waren wir nahe genug au die Erschütterungszone herangekommen, um festzustellen, daß enorme Eispressungen und heftige Spaltungen in der Richtung nach Osten stattfinden und uns so der leisesten Chance beraubten, unseren Kurs auf den: Barrier weiter verfolgen zu können. Deswegen schlugen wir nach der Mittagsrast eiue gerade südliche Route nach dem Lande zu eiu, welches sich jetzt klar uach Osten wendet. Um 6 p. m. waren wir in unmittelbarer Nähe der Eis- Pressungen an der Küste. Wir finden uns vor einem ungefähr 900 Meter hohen roten Felsen und hoffen, diesen morgen besteigen zu können, um einen Ausblick über das herumliegende Geläude zu nehmen. Dann werden wir wohl, wenn möglich, unseren Weg mit dem Pony den Gletscher hinauf nehmen, dem Landeise entgegen und auf diesem, wenn alles gut geht, zum Pole gelangen. Uns ist etwas bange zu- mute, denn die Zeit ist kostbar, noch kostbarer der Proviant. Wir werden uns leichter fühlen, wenn wir erst eine gute Route durch die Berge gefunden haben. Näher am Land können wir jetzt die Natur der Berge besser unterscheiden. In südöstlicher Rich- tuug vom Mouut Longstaff ist das Land mit viel mehr Eis bedeckt, als weiter nach Norden zu; seine Gletscher sind, da die Täler sehr steif einfallen, stark gespalten. Die Gletscher laufeu in nordöstlicher Richtung in den Barrier hinein. Genau gegenüber von unserem Lager scheint der Schnee von den steilen Bergabhängen weggeweht worden zu sein. Das Land vor uns, welches wir morgen zu besteigen haben, besteht zweifellos aus stark verwittertem Granit. Aus weiter Entfernung betrachtet sehen diese Granitblöcke wie vulkanisches Gestein aus, doch jetzt, wie gesagt, sind wir über ihre Natur nicht mehr länger im Zweifel. Augenscheinlich hat die große Eismasse ihren Weg über diesen Teil des Landes genommen, denn die gerundeten Formen können kaum vou normaler Verwitterung hervorgeruseu worden sein. Enorme Eispressungen vom Süden des Berges her müssen von einem Gletscher herrühren, der an Größe alle überragt, die wir bis jetzt angetroffen haben. Der vom Shackleton- Jnlet auslaufende Gletscher rust Störungen im Barriereis hervor, die jedoch lange nicht derart intensiv sind, wie augenblicklich in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Der Gletscher am Shackleton-Jnlet ist kurz. Wir sind jetzt ganz in der Nähe des Landes und können die runden Gipfel großer Höhenzüge im Südosten sehen. Wenn Cteorg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung Braunschweig ßghulbuchbibliothele
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