1910 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
16 Die fremden Erdteile.
die Blütezeit der Araber im Mittelalter und auf die Gegenwart herab, Mo Afrika
unter die europäischen Kolonialmächte aufgeteilt ist und namentlich Frankreich die
nordafrikanische Westküste beherrscht, während Großbritannien seinem Kap-Kairoplane
znstrebt. Enge Beziehungen bestanden ferner schon im grauen Altertum zwischen
Indien und Ostafrika, welche Gebiete noch heute regen Verkehr unterhalten.
Ungunst der geographischen Verhältnisse Afrikas. Der Erdteil Afrika hat,
gleich Australien, lange unter der Ungunst seiner geographischen Verhältnisse zu
leiden gehabt.
Charakteristisch ist in dieser Hinsicht vor allem die äußerst man gel haste
Gliederung der Küsten des Kontinents. Afrika gleicht einem Stamm ohne
Zweige, einem Rumpf ohne Glieder; es hat äußerst einförmigen Küstensaum, sehr
dürftige Jnselbildnng und infolge von stellenweise sehr starker Brandung oder ge-
fährlichen Sandbänken auch nur wenig zugängliche Küsten.
Einförmigkeit und Unzugänglichkeit kennzeichnen auch den Oberflächenbau
Afrikas. Die weitaus vorherrschende Bodensorm ist das Plateau, und meist er-
streckt sich nur ein schmaler Tieflandsstreifen längs der Küsten. Hierzu kommt,
daß ein großer Teil der Hochflächen Steppen- und Wüstencharakter an sich trägt.
Viel trug zur Verschlossenheit Afrikas die Natur feiner Flüsse bei; denn
fast alle Ströme, selbst der Nil nicht ausgenommen, haben wegen der dnrch den
plateausörmigen Aufbau der Landmassen bedingten häufigen Wasserfälle und
Katarakte als Verkehrsmittel einen sehr niedrigen Rang.
Große Schwierigkeiten setzten dann der Durchforschung und Besiedelnng des
Kontinents die tropische Hitze und das infolgedessen vielfach recht gefähr-
liche Klima entgegen.
Dazu galt Afrika fast bis in die neueste Zeit als ein Gebiet, das der
sog. Lockmittel des Verkehrs, wie edler Metalle, kostbarer Gewürze usw.,
entbehre.
Endlich ist noch daran zu erinnern, daß die Ureinwohner Afrikas, die
Neger, insbesondere der weißen Rasse an geistiger Entwicklung bei weitem
nachstehen.
Aus alledem erklärt sich wohl zur Genüge, daß Asrika lange von den
Europäern gemieden ward und daher auch europäischer Gesittung entzogen blieb.
Gegenwärtige Verhältnisse Afrikas. Seit den letzten Jahrzehnten hat sich
ein ganz gewaltiger Umschwung in der Wertschätzung dieses Erdteils vollzogen.
Das Innere des Kontinents, das noch bis in die Mitte des vorigen Jahr-
Hunderts in tiefes Dunkel gehüllt war, ist nunmehr fast völlig entschleiert. Weder
der Glutbrand der Tropensonne noch der Würgengel des Fiebers oder der
Kannibalismus der Eingeborenen vermochte die Heroen der Afrikaforschung, unter
welchen auch viele deutsche Namen glänzen, von ihrem Vorhaben abzuschrecken.
Die nähere Erforschung des Erdteils ergab anch die völlige
Unrichtigkeit der Anschauung, als sei dieser ein durch-
aus wertloses Gebiet; er erwies sich vielmehr im Besitze
sehr kostbarer Naturerzeugnisse.
So bietet Algerien Korkrinde und Halfa, die Waldbestünde von West- und
Zentralafrika liefern reichliche Mengen von Palmöl und Kautschuk; die letzteren