1910 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Lufthülle (Atmosphäre). 43
eine heiße, zwischen den beiden Wendekreisen,
zwei gemüßigte, zwischen den Wendekreisen und den Polarkreisen, und
zwei kalte, innerhalb der Polarkreise.
Ohne das Vorhandensein störender Einflüsse müßte eine regelmäßige Ab-
nähme der Wärme vom Äquator zu den Polen stattfinden und die Isothermen,
d. h. die Linien, welche die Orte gleicher mittlerer Jahrestemperatur miteinander
verbinden, müßten genau mit den Breitenkreisen zusammenfallen. In diesem
Sinne spricht man auch von einem solaren (v. lat. sol = die Sonne) oder auch
mathematischen Klima und versteht darunter die durch die geographische
Breite eines Ortes bedingte Wärme.
Ein Blick auf eine Karte der Jahres-Jsothermen zeigt aber sofort den sehr
ungleichen Verlauf dieser Linien mit den Breitengraden. Auf der nördlichen Halb-
kugel steigen die Isothermen gegen die Westküsten der Kontinente an, während sie
sich über den weiten, nach Norden offenen Landmassen sich tief zu den Ostküsten
herabsenken. Die Westküsten sind somit wärmer als das Innere der Festländer
und die Ostküsten. Die Ursachen hiervon liegen in den Windverhältnissen und in
den Meeresströmungen.
Auf der nördlichen landreicheren Halbkugel sind diese Unregelmäßigkeiten
stärker als auf der südlichen wasserreicheren.
Die höchsten Temperaturen fallen nicht mit dem Äquator, die
niedrigsten bekannten nicht mit den Polen zusammen; erstere liegen
erheblich nördlich vom Äquator in der Sahara und in Arabien. So beobachtete
man zu Maskat (Arabien) über + 50°C, in der Nubischen Wüste bis zu
72 °C. — Was die Kälte anbelangt, so gibt es im Norden zwei voneinander
getrennte Gebiete tiefster Temperaturen. Man bezeichnet sie als Kältepole
oder Kältezentren. Das eine Kältezentrum liegt in Sibirien nordwärts von
Jakutsk, das andere fällt mit der Eiswüste Grönlands zusammen. Das sibirische
Kältezentrum mit den niedrigsten Temperaturen, die man auf der Erdoberfläche
kennt, wies in 671j2 0 n. Br. in Werchojansk eine Minimaltemperatur von
— 69,80 C auf. — Ob den Polen noch tiefere Temperaturen zukommen, ist
vorerst unbekannt.
Daraus folgt:
Das solare und das wirkliche oder physische Klima decken
sich nicht. Die Wärmeverteilung auf der Erde wird außer
von der geographischen Breite noch von anderen Faktoren
beeinflußt.
Die wichtigsten davon sind:
1. Die ozeanische oder kontinentale Lage einer Gegend. Das
Land erwärmt sich rasch unter der Einwirkung der Sonne, verliert aber seine Wärme
ebenso rasch durch Ausstrahlung; das Wasser dagegen wird viel langsamer warm ver-
möge seiner großen Wärmekapazität und seines Wärmeverbrauchs für Verdunstung; aus
denselben Gründen erkalten aber auch große Wasserflächen sehr langsam. Darauf beruht
der Unterschied zwischen Land- und Seeklima. Ländergebiete nämlich, welche nahe
dem Meere oder im Meere selbst liegen, erfahren den Winter über zumeist eine be-
ständige Wärmezufuhr vom Meere her, wodurch die Kälte des Winters gemildert wird;
anderseits übt die Nähe des Meeres im Sommer auf die schon sehr stark erhitzten