1910 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
68 Physische Erdkunde.
Zusammensetzung des Meeresgrundes. Die Sedimente, die am Grunde
des Meeres sich abgeschieden haben und fortgesetzt weiter abscheiden, gliedern sich
in zwei sehr verschiedene Arten: die Küsten- und Hochseeablagerungen.
Die Küsten ab la gerungen bestehen in der Flachsee meist aus Festland-
schutt: Kies, Sand und Schlamm; die feinsten erdigen Massen (der sog. Schlick)
treten aber schon in die Tiefe hinaus und erfüllen den Boden der tieferen Nebenmeere.
Die Hochseeablagerungen sind ihrer Hauptmasse nach die Reste sehr
kleiner Organismen, der sog. Planktonorganismen, meist in Kalk- und Kieselpanzern
bestehend, die nach dem Ableben ihrer Träger zu Boden gesunken sind x). In den
größeren Tiefen (über 5000 m hinaus fast ausnahmslos) herrscht eine andere
Formation, der sog. Tiefseeton oder rote Ton, vermutlich die roten feinerdigen
Reste gelöster Kalkpanzer.
Das Meerwasser, dessen physikalische und chemische Eigenschaften. Das
Meerwasser ist in dünnen Schichten farblos, in größeren Massen tiefblau wie
chemisch reines Wasser. In seichten Buchten und über Bänken ist das Meer
grün. Die Durchsichtigkeit des Meerwassers reicht nur bis 60 m (für photo-
graphische Platten 10mal so tief); in größeren Tiefen herrscht ewige Nacht.
Das Leuchten des Meeres. Diese über alle Beschreibung prächtige Er-
scheinung hat ihren hauptsächlichsten Grund in dem Leuchtvermögen verschiedener
lebender Meerestiere. Nach den neuesten Forschungen sind aber auch niedrige
pflanzliche Gebilde am Zustandekommen des Meeresleuchtens beteiligt.
Der Salzgehalt des Meeres beträgt im freien Ozean durchschnittlich 31/2°/0.
Denkt man sich das aus dem Meerwasser ausgeschiedene Salz in trockenem
Zustande auf der Erdkugel, diese als glatte und homogene Kugel gedacht, aus-
gebreitet, so würde es eine Schicht von 31 m Dicke geben.
Der Salzgehalt des Meerwassers ist nicht allenthalben
gleich; er ist geringer in Binnenmeeren, in welche viele Flüsse münden, wie im
Schwarzen Meere (2°/0), größer in geschlossenen Binnenmeeren, die eine sehr starke
Verdunstung haben, wie im Mittelmeere (nahezu 4°/0). — Unter den Salzen
des Meerwassers ist das Kochsalz (Chlornatrium) am reichlichsten vertreten. —
Wegen seines Salzgehaltes ist das Wasser aller Meere tragfähiger als das der
Flüsse und Süßwasserseen und gefriert erst unter 0°. — Durch Zuströmen von
viel Süßwasser wie in der Ostsee wird das Meerwasser brackig.
Temperatur der Meere. Die Oberfläche der Tropenmeere erwärmt
sich bis zu 32° C, dagegen zeigt die Oberfläche der Polarmeere eine Temperatur selbst
bis zu — 3°. — Das Boden Wasser der tieferen ozeanischen Becken ist überall
nahezu gleich kalt und schwankt nur zwischen ->-3° und —2,5°. — In der ver-
tikalen Temperaturschichtung der Ozeane ist, abgesehen von den polaren
Breiten, fast überall eine Dreiteilung bemerkbar: 1. eine etwa 200 in mächtige Ober-
fchicht mit rascher Abnahme, 2. eine 700—800 m mächtige Mittelschicht mit
langsamer, aber immerhin noch bemerkbarer Temperaturerniedrigung und endlich
3. eine mehrere tausend Meter mächtige Unterschicht von nahezu gleicher, sehr
niedriger Temperatur.
*) Unter Plankton (ü. griech. nlayxzöv, das Umhergetriebene) versteht man die zahl-
reichen, im Wasser srei schwebenden Organismen. Sie dienen größeren Meerestieren zur
Nahrung.