1913 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Fritzsche, Richard
- Hrsg.: Daniel, Hermann Adalbert
- Auflagennummer (WdK): 270
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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§ 40. Frankreich,
fruchtbaren Tieflandsboden, daß die Hälfte des französischen Bodens als Acker-
land benutzt wird. Dieses liefert ergiebige Weizenernten. Die Sommerwärme
macht Frankreich zum Hauptweinland der Erde, ungefähr 3 % des Bodens dienen
der Weinkultur. Die Weine aus Burgund, der Champagne und aus der Gegeud
von Bordeaux genießen besondere Berühmtheit. Auch schönes Obst, namentlich
Pfirsiche, Aprikosen und echte Kastanien geheihen überall im Tiefland. An
den Küsteu befördert die feuchte Luft auch das Wachstum der Wiesen, also das
Gedeihen der Pserde- und Rinderzucht. Das uach Süden geöffnete Rhonetal
hat Mittelmeervegetation mit Feigen und Oliven; aus den letzteren wird das
Provenceröl hergestellt. Maulbeerbäume werden zur Zucht der Seidenraupe
angepflanzt.
Eisen und Kohle, die Grundlagen der Industrie, kommen auch vor,
Eisen namentlich an der' Nordostgrenze, Kohlen am Unterlauf der Loire. Die
Entwicklung der Industrie leidet uuter dieser räumlichen Trennung. Auch sind
die Lager nicht so ergiebig als die der Nachbarstaaten, so daß Frankreich für
seine Industrie Kohle und Eisen aus Deutschland, Belgien und England ein-
zuführen genötigt ist.
Die Ergiebigkeit des Bodens und eine blühende Industrie machen Frank-
reich zu einem der reichsten Länder der Erde, zumal der Wohlstand sich ans
viel weniger Bewohner verteilt als in Deutschland. Denn Frankreich hat, ob-
gleich es fast so groß ist als Deutschland, nur 39,6 Millionen Einwohner,
seine Volksdichte ist nur 74.
Die Bewohner sind die Nachkommen der Gallier. Bei der Unterwerfung
des Landes durch die Römer unter Cäsar wurde ihnen die römische Sprache
gebracht, so daß das heutige Französisch viele lateinische Worte enthält. Die
Franzosen sind von lebhaftem Temperament und besitzen großes technisches
Geschick; sie sind daher eines der kulturell am höchsten stehenden Völker und
besitzen auch viele auswärtige Kolouieu, namentlich in Afrika.
Politisch ist Frankreich eine Republik, an deren Spitze ein Präsident,
der Senat und die Deputiertenkammer stehen. Es wird in 87 Departements
geteilt, die meist nach Flüssen und Gebirgen benannt sind. Übersichtlicher ist
die alte Einteilung in Provinzen.
Die Jsle de France am Zusammenfluß von Seine, Marne und Oise
enthält die Hauptstadt Paris (3 Mill., mit Vororten 4 Mill. Einw,), das in
weit höherem Sinn die Hauptstadt des Landes ist als etwa Berlin. Es ist
der Mittelpunkt des politischen, wissenschaftlichen, künstlerischen und gewerblichen
Lebens, zugleich die erste Handels- und Industriestadt. Die Stadt besitzt
großartige Bauten und reiche Kuustschätze und hat daher einen großen Frem-
denverkehr. 18 km südwestlich von Paris liegt Versailles (60000 Einw.),