1907 -
München
: Ackermann
- Autor: Günther, Siegmund
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
108
Zehntes Kapitel.
anlangt, so kann dieselbe stets nur relative Werte — die Er-
hebung über die nächst benachbarte Ebene —, nicht aber ab-
solute liefern, da für diese das normale (Wasser-) Niveau
fehlt. Durch zwei Methoden hat man aber nachzuweisen vermocht,
dass die Mondberge im allgemeinen höher als die Erdberge sind,
d. h. dass die Höhen der ersteren grösseren Bruch-
teilen des Halbmessers der Mondkugel gleichkommen.
Was diese Messungsmethoden selbst anlangt, so sei über sie fol-
gendes bemerkt. Da die Berge bei Abwesenheit einer dichteren
Atmosphäre einen äusserst scharf begrenzten Schatten werfen, so
kann man aus der Schattenlänge im Zusammenhalt mit der be-
kannten Höhe der Sonne über dem Horizonte des betreffenden
Mondortes den vertikalen Abstand der Bergspitze von der Schatten-
ebene trigonometrisch berechnen. Das andere Verfahren fusst auf
der Wahrnehmung, dass oft jenseits der Grenze, welche den be-
leuchteten und dunklen Teil der
r Mondscheibe trennt, die Gipfel
der Berge bereits zu leuchten
Zuf¡r beginnen, während ihre unteren
. g Partien noch in tiefer Finsternis
—f verborgen liegen. Stellt a (Fig.
—<r 41) das von der Sonne auf die
— <r '
Mondkugel vom Mittelpunkt M
und vom Radius r fallende
Parallelstrahlenbündel, Ab die
zu dessen Richtung senkrecht verlaufende Schattengrenze und D den
von den Strahlen der eben aufgehenden Sonne getroffenen Berggipfel
vor, nimmt man ferner an, das Verhältnis der Entfernung Da — a
zum Mondradius r sei auf mikrometrischem Wege ermittelt, so lässt
sich Cd = y' a 2 -f r2 — r setzen.
haft besteht, gibt es doch einen wichtigen Gegensatz, denn bei allen vulka-
nischen Ausbrüchen, die wir erleben, spielt das Wasser eine namhafte Rolle,
und davon .kann auf dem Monde, wie wir erfuhren, keine Rede sein. Die
Rillen und Strahlensysteme, welche allenthalben die lunaren Ebenen
und Gebirgslandschaften erfüllen, sind jedenfalls auch eruptiver Natur; nur
kann man kaum an eine Aufsprengung der Mondkugel durch von innen wir-
kende Kräfte denken, weil sonst die angrenzenden Berge und Wallebenen
teilweise in Trümmer gelegt sein müssten. — Neuerdings hat übrigens auch
die Hypothese viele Anhänger gefunden, welche im Hinblick auf die Ein-
drücke, wie sie sich bei Schiessversuchen auf Panzertürme und Panzerkuppeln
ergeben, die „Mondflecke" als Resultate eines Zusammenstosses der Mond-
kugel mit Meteoriten ansprechen. Warum aber hat dann die benachbarte
Erde nicht' auch solche „Schussverletzungen" aufzuweisen?