1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Götze, Karl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Centrum des Königreichs Preußen mit den Denkmälern einer
Geschichte sonder Gleichen, die neue Hauptstadt Deutschlands, an
der Grenze der weiten zur Oder auf Frankfurt sich hinziehenden
und von der Spree durchfurchten Sandflächen und des sich zur
Elbe neigenden und durch Sümpfe (Luch), kleine von Hügeln
umschlossene Seen, reiche Bewässerung und Bewaldung geschützten
Havellandes. Daher günstigere Lage für die Entwicklung zur
Weltstadt*) als die des alten Brandenburg und des modernen
Potsdam**) („unter den Eichen") in dem Jahrhunderte lang
verteidigten Bollwerke der Haveller. Die Mark Brandenburg
das glänzendste Zeuguiß deutscher Thatkraft im Kampfe mit
Sumpf, Sand und Sorben. —
Jenseits der fruchtbaren Niederung der Oder (Frank-
furt) die Sternberger Ebene (die Verbindung der Neu-
mark mit Schlesien) bis zur Warthe und Obra. Je weiter nach
O., desto breiter und flacher das Land: Posen, das getreide-
reiche Gebiet der mittleren Warthe (in der Mitte die Hauptstadt
gleiches Namens, die deutsche Warte im polnischen Lande); im
S. begrenzt durch das Gebiet der schleichen Bartsch, im O.
durch den Goplosee und die Prosna, im N. durch die Fortsetzung
des Oderbruches die der Kultur gewonnenen Sumpfufer der Warthe
und Netze. Große Zahl kleiner Städte, eine Folge „der polnischen
Wirtschaft", die das Emporblühen von Stadt und Land hinderte.
Der Verkehr unter dem Einflüsse der Juden. Einst schon vor
der Mark durch die Brunonen unter christlich-germanischer Hoheit
(Erzbisthum Gnesen-Posen), verliert Posen durch die preu-
ßische Mission den Charakter des Sarmatenlandes; schon fast
die Hälfte der Bewohner Deutsche, die thätigen Nachkommen der
alten niederdeutschen Kolonisten.
In dem Tieflande kommen die Ströme zu ihrer vollen Ent-
Wicklung, aber sie befruchten es mit dem, was sie aus dem Hoch-
lande herabführen. — Erst durch die Verbindung mit dem Hoch-
lande ist aus Brandenburg die Großmacht Preußen erwachsen,
das norddeutsche Tiefland der Schwerpunkt Deutschlands gewor-
den. — Nordd entschland, gegen Süddeutschland geogra-
*) Zur Zeit des großen Kurfürsten beide Städte Berlin-Köln 6—9000
Einw.; beim Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. 61000 Einw.; 100
Jahre später über 180,000, 1840 über 330,000, jetzt weit über 800,000 Ein-
wohner, deren Charakter durch die nicht unerhebliche Beimischung von fran-
Mischen und jüdischen Einwanderern beeinflußt.
**) vergl. Berlin-Potsdam mit Paris-Versailles.