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1. Teil 5 - S. 50

1910 - Wien Leipzig : Freytag
50 barden und die Goten im N., sowie die Normannen im S., suchten dort ständige Wohnsitze oder Gelegenheit zur Beute. Die Lombardei trägt ihren Namen noch von dem deutschen Yolksstamme und die Städte von Oberitalien bezeichnen wir aus alter Gewohnheit mit deutschem Namen, wenn auch einige von diesen nicht mehr üblich sind, wie Bern für Verona und Raben für Ravenna. Ein gut Teil unserer deutschen Heldensage spielt auf italienischem Boden. Die geschichtlichen Beziehungen waren Jahrhunderte hindurch dadurch festgeknüpft, daß die deutschen Könige in Wirklichkeit römische Kaiser waren und sich bemühten, den südlichen Abhang der Alpen mit dem nördlichen unter ihrem Zepter zu vereinigen. Zudem waren die Kulturbeziehungen sehr mannigfach, denn durch das ganze Mittelalter hindurch war die christliche Geistlichkeit, d. h. der ganze gebildete Stand, von Rom abhängig, und noch heute gehört fast die Hälfte unseres Volkes zum römisch-katholischen Bekenntnis. Dazu kamen noch die vielfältigen Wechselbeziehungen, die sich aus den Kreuzzügen und aus der Notwendigkeit ergaben, die Kolonialwaren über Italien zu beziehen. Von den deutschen Siedlungen aus früherer Zeit haben sich nur wenige kleine Sprachinseln erhalten, die Sette Communi (Sieben Gemeinden) und die Tredeci Communi (Dreizehn Gemeinden) in der Gegend von Verona, in der Nähe des Monte Rosa und in den Seitentälern der Etsch, zusammen etwa 10 000 Seelen. Noch von größerer Wichtigkeit war der geistige Einfluß, den Italien zur Zeit der Renaissance auf Deutschland ausgeübt hat, und die Beeinflussung unserer Literatur und Kunst durch die Nachkommen der alten Römer bis in unsere Tage hinein. Die staatliche Verbindung war in den letzten Jahrhunderten gelöst und die wirtschaftlichen Beziehungen beschränkten sich auf Italiener, die in Deutschland vorübergehend arbeiten, sowie auf Deutsche, die in Italien Kunststätten oder schöne Gegenden aufsuchten. Seit Italien zu derselben Zeit wie Deutschland ein einheitlicher Staat geworden ist, sind beide Länder durch Handelsverträge und auch durch ein Schutzbündnis miteinander verbunden. Äußerlich kennzeichnet sich das nähere Verhältnis durch den Lau der St. Gotthardbahn, die eine Menge von Waren von beiden Seiten über die Alpen befördert. Leider gelingt es uns nicht, den für Italien wichtigsten Gebrauchsgegenstand, die Steinkohle, über die Lombardei hinaus einzuführen, da dort bereits die auf dem Seewege kommende englische Kohle billiger ist. Eine Kanalverbindung zwischen den oberitalienischen Seen und dem Rheingebiete würde die Verbindung bedeutend enger knüpfen und uns erlauben, Massenwaren nach Italien auszuführen. Die Balkan-Halbinsel liegt für uns entlegener und hat doch viele Beziehungen zu Deutschland, da der Donaustrom eine leichte Wasserverbindung herstellt, welcher die Landstraßen ohne Schwierigkeit folgen können. An der Donau und ihren Nebenflüssen entlang zogen die Hunnen, die Ungarn, die lürken und die Slawen bis tief in die deutschen Ostmarken hinein und umgekehrt erfolgten kriegerische, jedoch weit mehr friedliche Vorstöße der Deutschen. In der letzten Zeit ist die große Haupt Verkehrslinie, der durch Süddeutschland führende Orient-Expreß, von Deutschen viel mehr benutzt worden als früher und die türkischen Eisenbahnen haben sich nicht nur an diese Hauptlinie angeschlossen, sondern finden sogar eine Fortführung durch Kleinasien bis nach Mesopotamien. Deutsche Bauern, deutsche Kauf leute und deutsche Gewerbetreibende sind auf der Balkan-Halbinsel angesiedelt, und die dortigen Staaten empfangen nicht nur die Ein-
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