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1900 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
andern mit mehr Glück zu beschäftigen. Ein ernster Vorstoß gegen
England am Pamirplateau wird wohl noch etwas auf sich warten
lassen, denn England ist ein gefürchteter Gegner, und die europäischen
Begleiterscheinungen eines Krieges in Indien wären für Rußland
doch recht unbequem. Darum rüstet sich vielleicht Rußland, an einer
ganz anderen Stelle einen Angriff vorzubereiten. — Das ist in Ost-
asien im Amurgebiet gegen das altersmorsche Reich der Chinesen.
Wenn dieser Zweck ins Auge gefaßt werden sollte, so galt es
vor allem, in dem kolossalen Sibirien mit seiner breitgelagerten Aus-
dehnung von Ost nach West den Schnellverkehr und die Schnell-
beförderung zu ermöglichen. An der europäisch-asiatischen Grenze
gab es bisher nur eine kurze Eisenbahnstraße von Jekaterinenburg
nach Tjumen. Von hier begann der große sibirische Trakt, das ist
die nach dem Osten führende Karawanen- und Heeresstraße über
Jschim, Omsk, Tomsk nach Irkutsk. Dort gabelt sich der Weg und
geht entweder nördlich nach Jakutsk und Ostsibirien oder südlich nach
Kiachta und weiter östlich in das Amurgebiet und mündet in
Wladiwostok am Japanischen Meere. Für den Handel hatte die
kleine Eisenbahnstrecke eine große Bedeutung, die sibirischen Ausfuhr-
erzeugnisse waren aus Wagen oder mit Benutzung der großen Ströme
aus Barschen herangeschafst worden, und in Jrbit an der europäischen
Grenze fand aus der berühmten Messe jährlich der europäisch-sibirische
Tauschhandel statt. Der Umsatz belief sich wohl aus 50 Millionen
Rubel. Und was könnte bei besseren Verkehrswegen und Wetter-
führung der Bahn allein das sibirische Getreide für eine Rolle spielen,
da in Westsibirien 4 Millionen Hektar unter dem Pfluge sind und
reichlich die Bearbeitung lohnen. Neuerdings ist übrigens auch ein
anderes Projekt ausgetaucht, um dem reichen Ertrage an sibirischem
Getreide ein Absatzgebiet in den überseeischen Handelshäfen zu sichern.
Man hat dabei die schöne Wasserstraße des Ob ins Auge gefaßt, die
im Sommer eisfrei und für Dampfschiffe befahrbar ist. Jrtisch und
Ob in seinem oberen Lause reichen bis in die gctreidereichen Striche,
und die befrachteten Lastschiffe können in zehn Tagen das Getreide
bis Obdorsk hinabbringen. Um nun den Weitertransport um die
ausgedehnte Samojedenhalbinsel mit ihrer selten eisfreien Passage zu
vermeiden, will man von Obdorsk über die letzten fast flachen Aus-
läufer des Ural eine kurze Eisenbahn an das russische eisfreie Waigatsch-
meer bauen. Der Transport des Getreides aus dieser Bahn würde
zwei Tage dauern, und in spätestens 14 Tagen könnte dann nach
entsprechender Seefahrt das Getreide auf dem Londoner Markte ver-
kauft werden, so daß. der ganze Transport etwa von Barnaul bis
London 26 Tage beanspruchte. Man sieht, der Weltverkehr will
immer riesigere Dimensionen annehmen.
Wir kommen nun zu dem eigentlichen Riesenunternehmen, das