1900 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
65
wird ja natürlich zurücktreten; eigentümlich sind z. B. Korsika die
immergrünen Buschbestände der Maquis. In Slavonien bewundert
man die Eichenwälder und will behaupten, daß ihr Holz „ausreiche
für die mächtigsten Flotten, für die Schwellen von Welteisenbahnen
und für die Fässer aller Weinländer des Erdteils". Aber den
Löwenanteil im Handelsverkehr beansprucht doch Skandinavien, da
es die Hälfte alles verhandelten Holzes liefert. Damit kommt es
hochentwickelten Kulturländern, die eben darum aber von Wald ent-
blößt sind, zu Hilfe, wie Britannien, Niederlande, Dänemark und
wohl auch Frankreich. Für Britannien ist charakteristisch das Park-
artige der Landschaft, die durch zerstreuten Baumwuchs belebt wird
und deren Rasenfläche sich durch saftiges Grün auszeichnet, i da kein
Punkt weiter vom Meere als ein Äquatorgrad liegt; im übrigen gilt
es als der waldärmste Teil Europas. Auch die Franzosen haben,
um Ackerland zu gewinnen, zu unvorsichtig den Waldbestand ver-
mindert. Das hat sogar seine großen physikalischen Nachteile gehabt,
da der Regen das Erdreich herniederspült und die Flüsse, besonders
die Loire, versanden. 2
Skandinavien hat außer dem Holze in seinen Gebirgen viel
Mineralschätze, aber auch ein in heutiger Zeit doppelt schmerzlich
empfundenes Manko, es besitzt nämlich keine Steinkohlen. Es geht
ihm also ebenso wie dem Lande Italien, das durch seine Handels-
thätigkeit sonst eine so hervorragende Rolle spielt und das dichter
bevölkert ist als das Deutsche Reich. Während es demnach eifrigst
den Landbau treibt und namentlich durch seine Seidenzucht hervor-
ragt, ermangeln ihm zur Maschinenindustrie die Kohlen, die es erst
von Britannien auf Schiffen herbeiholen muß. Denn England besitzt
in seinen unerschöpflichen Kohlenflözen, namentlich in den mittel-
englischen und denen von Newcastle und Glasgow, eine Quelle er-
staunlichen Reichtums. Fördert es doch jährlich 180 Millionen
Tonnen Kohlen, worin ihm nur die Vereinigten Staaten von Amerika
gleichkommen, während Deutschland noch nicht die Hälfte erzeugt.
Wesentlich auf dieser Kohlenförderung beruht die bedeutsame In-
dustrie Englands, die es in der verschiedenartigsten Fabrikation die
erste Stelle einnehmen läßt, wie es denn in Eisen den dritten Teil
der Gesamtproduktion der Erde liefert, wie seine Landschaft Lanca-
shire die „Völker aller Erdteile kleiden hilft" und wie endlich Bir-
mingham mit seinen Allerweltswaren und Nadeln und Stahlfedern
als „Tandladen der Welt" gelten kann. — Kohlen verbürgen im-
mer ihrem Fundorte industrielle Thätigkeit und große Wohlhaben-
1 Irland heißt eben deshalb auch die Smaragdinsel.
* Seeschiffe können nicht mehr bis Nantes gelangen. Der gefürchtetste Fluß
in Frankreich ist übrigens die Garonne wegen ihrer verheerenden Hochfiuten. Die
Rhone ist wiederum sehr reißend, wird aber von Dampfschiffen befahren.
Hanncke, Erdkundl. Aufsätze.
5