1910 -
Wien Leipzig
: Freytag
- Autor: Steinecke, Victor Albert G...
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
72
Man erreicht es durch die Furkastraße; von Brieg zweigt die Simplonstraße, von
Martigny der Große St. Bernhardpaß ab.
Österreich- Ungarn.
Die österreichisch - ungarische Monarchie liegt ungefähr unter derselben
Breite wie Frankreich, hat aber, da sie zu einem großen Teil aus Gebirgsland
und hoch gelegenen Gebieten besteht, ein bedeutend rauheres Klima als jenes.
Außerdem hat sie den Nachteil, daß sie nur einen kurzen und verhältnismäßig
schwer erreichbaren Küstenstreifen mit wenigen Hafenplätzen besitzt und daß
die zu dem Lande gehörigen schiffbaren Ströme sämtlich in anderen Staaten
münden. Als dritter Nachteil kommt hinzu, daß der Staat auch nach seiner Be-
völkerung nicht einheitlich ist; vielmehr sind Deutsche, Slawen und Italiener
in einem solchen Verhältnis miteinander gemischt, daß jede der drei Nationalitäten
den Anspruch auf die Herrschaft erhebt. Die sehr verschiedenartigen Landschaften
haben nur einen sehr geringen natürlichen Zusammenhang miteinander und werden
fast nur durch den das ganze Land in seiner Hauptrichtung von 0. nach W. durch-
fließenden Donaustrom zusammengehalten. Staatlich ist das Land bereits in zwei
Reichshälften zerfallen, die fast nur durch die Person des Kaisers miteinander
verknüpft sind, das Kaisertum Österreich und die Länder der ungarischen Krone.
In beiden besteht eine konstitutionelle Verfassung.
A. Das Kaisertum Österreich.
1. Die österreichischen Alpenländer. Das österreichische Alpengebiet gehört
fast durchweg zu den Ostalpen. Diese beginnen bei der Rheinlinie, der tiefen
Einschartung der Alpen, die vom Bodensee bis an dea Comersee zu verfolgen
ist und die man deshalb als Scheidelinie zwischen Ost- und Westalpen gewählt
hat, weil die östlich von ihr gelegenen Alpen nicht wie die Westalpen aus zwei,
sondern aus drei großen Parallelzügen bestehen. Der nördliche und der südliche
Zug bestehen vorwiegend aus Kalkgestein, während der mittlere Zug wie der
südliche Zug der Westalpen aus Urgestein zusammengesetzt ist. Zwischen den
drei Parallelketten verlaufen große und breite Längstäler.
a) Die nördlichen Kalkalpen beginnen an dem Arlberg, der durch einen
wichtigen Eisenbahntunnel durchbohrt ist, und erstrecken sich durch Nordtirol,
das Salzkammergut und Oberösterreich bis an die Donau nach Wien. Die schönsten
Gegenden weist das Salzkammergut auf, wo prächtige Seen am Fuße formen-
schöner Berge in das Gebirge eingebettet sind. Die bekanntesten sind der Zeller
See, am Fuße des Dachsteins der Hallstätter See, und der Atter- und Traunsee.
b) Der innere Gürtel, die Kristallinischen Zentralalpen, besteht aus der großen
Gruppe des Ortler, des höchsten Berges von Österreich, in dessen Gletscherpracht
die Stilfser Jochstraße führt (Fig. 33), den Zillertaler Alpen, den Hohen Tauern
mit dem Großglockner, den Niederen Tauern und den Steirischen Alpen, die von
der wichtigen Semmeringstraße überschritten werden. (Fig. 34.)
c) Die südlichen Kalkalpen zeichnen sich durch besonders kühn geformte
und teilweise auch schön gefärbte Berge aus. Die malerischsten Gipfel findet man
in den Dolomiten (Fig. 35), die turmartig emporragen. An sie schließen sich die
Karnischen Alpen, die Karawanken und die Julischen Alpen mit dem Triglav an.
Das Kalkgebirge ist hier von dem Wasser sehr ausgewaschen und enthält in seinem