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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 80

1901 - Glogau : Flemming
— 80 — auch nie in die Tiroler Berge gereist ist; denn als Handschuhhändler und Volkssänger haben sie ihn an der fernen Meeresküste aufgesucht, und er hat mit Rührung ihrem Lied vom Andreas Hofer gelauscht. In ihrem Heimatlande zeichnet die Tiroler eine unwandelbare Treue zu ihrem Kaiserhause aus, was die Habsburger gern anerkennen, wie denn Maximilian das Land mit einem Bauernkittel verglich, der zwar grobe Falten hat, aber überaus warm hält. Und gar in der Tapfer- keit stehen die Tiroler ihren Mann; die Kaiserjäger sind Wohl das berühmteste Regiment in Osterreich, und man hat die Tiroler über- Haupt die „deutschen Dalekarle" genannt. Das Land ist nach unserem modernen ästhetischen Empfinden überaus schön. Wenige Aussichten werden sich der an die Seite stellen lassen, die man vom Jselberge aus am Eingangsthal der Till genießt. Hier focht Andreas Hofer, den Tod, den ich wohl hundertmal vom Jselberg geschickt ins Thal; heute dienen in friedlicherer Weise Kaffeehäuser den Bequemlichkeiten der Touristen, und wer sich dort niedergelassen hat, schaut nordwärts auf die schöne Stadt Innsbruck, und wie ein Coulisseustück spannt sich hinter der Stadt der Zug der Kalkalpen entlang mit der Martins- wand, wohin Kaiser Max, der leidenschaftliche Gemsjäger, sich ver- stiegen hatte. Bon dem stolzen Bewußtsein, dieses fchöne Land zu bewohnen, giebt recht das Seidlsche Gedicht: Hans Euler Kunde. Dem Feinde, der gekommen ist, den Tod seines Bruders zu rächen, zeigt der Tiroler am Schlüsse ihrer Wanderung zum letzten Waffen- gang das herrliche Landschaftsbild und enthüllt ihm zugleich, daß er aus Heimatsliebe in ehrlichem Kampfe den Gegner erschossen habe. Und der Fremde muß dem Tiroler im Herzen recht geben, er reicht ihm die Hand und scheidet versöhnt. — Nicht minder herrlich er- scheint das vielgerühmte Salzkammergut, Salzburg und der an- grenzende gebirgige Teil von Oberösterreich; der Schafberg ist der österreichische Rigi, und ein Blick auf die vielen ihn umgebenden Seen wird mit Recht als einer der lohnendsten und entzückendsten gepriesen. Die obere Salzach durchfließt den Pinzgau, dessen Name in dem bekannten Studentenliede unsterblich geworden ist, und an der unteren Salzach liegt Salzburg, eine Stadt, deren Lage eben- falls zu den schönsten der Welt gerechnet wird. Zwischen Kapuziner- berg und Mönchberg, an den sich der S. Peterskirchhof anlehnt und in dessen Wand man noch heute die Zellen aus der Zeit des heiligen Rupert bewundern kann, dehnt sich die ehemalige Residenz des Primas von Deutschland und des Legatus natus des römischen Stuhls, dem vom Papste der Ehrentitel Lxeelsus verliehen war. Der Kaiser redete ihn „Dero Liebden" an, und der Dom ist eine Nachbildung der kolossalen Peterskirche in Rom. Überhaupt macht die Stadt mit
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