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1. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 14

1910 - Leipzig : Hirt
14 4. Staatsverwaltung des Perikles. Kunst sich regte, zum Vorbild geworden sind. In der untern Stadt errichtete Perikles Übungsplätze für die heranwachsende Jugend im alten Lyzeum sowie in den Gärten der Akademie, die, durch die Gewässer des Jlissus belebt, wieder ein ländliches,An-sehen gewannen. Man braucht nur die Bezeichnungen zu nennen: Gymnasium, Lyzeum, Akademie, um inne zu werden, wieviel diese Institute, die für die körperliche und die geistige Ausbildung zugleich bestimmt waren, der Nachwelt wert gewesen sind. Sie sind gleichsam typisch für die Kultur. Man mag die Politik des Perikles bewundern oder nicht; aber durch die geistige Energie, mit der er seine mit treffenden! Sinn entworfenen Schöpfungen ins Leben rief, hat er sich ein Denkmal für die Menschheit errichtet. Bei der Ausführung der Bauwerke war Perikles von einer Anzahl bewährter oder emporkommender Talente unterstützt, an deren Spitze wir Phidias finden, der eine gewisse Direktion über die andern führte. Man konnte mit Grund sagen, Perikles habe mit seinen Bauunternehmungen sozialpolitische Intentionen verbunden; seine Meinung war, auch der niedrige Bürgerstand, der nicht gerade an den Seefahrten und den kriegerischen Unternehmungen teilnahm, müsse den Vorteil des Staates genießen. Er beschäftigte das Handwerk, und zwar dergestalt, daß auch der Handwerkerstand, der von den zunächst Beteiligten herbeigezogen wurde, eine angemessene Beschäftigung fand. Niemand sollte feiern, niemand saumselig sein und jedermann zu leben haben. Die Bauwerke erhoben sich mit einer Geschwindigkeit, über die die Welt erstaunte. Athen wurde nun eine wirkliche Stadt, während die andern griechischen Orte Dörfer blieben, — es war die erste Stadt des Okzidents und der Welt. Die Kunstwerke, die Perikles hervorrief, waren religiöser Natur; die Göttin, die er dadurch verherrlichte, war der Gegenstand der allgemeinen Anbetung. Aber wenn, wie berührt, der mächtige Staatsmann zugleich die Philosophie beschützte, so hatte das bei ihm noch einen besondern persönlichen Grund. In seiner Stellung war es ihm förderlich, daß er ein Alkmäonide^ war; denn nichts fesselt die Gemüter mehr als die Verbindung von persönlichem Verdienst, hoher Geburt und populären Bestrebungen. Bei Perikles hatte es aber auch eine Kehrseite. Das Schicksal der Alkmäoniden knüpft sich an ein Vergehen gegen die Götter des Asyls, das sie schwer hatten büßen müssen. Auch gegen Perikles ist es noch einmal in Erinnerung gebracht worden. Die Lazedämoner, die ihren vornehmsten Feind in ihm sahen, forderten einst die Athener auf, den Schuldbefleckten zu entfernen. Wir erfahren jedoch, daß sie damit auf das Volk von Athen wenig Eindruck machten, weil die Anklage eben vom Feinde kam. Aber hatten nicht auch die Lazedämoner fortdauernd Freunde in Athen? Mau darf vielleicht annehmen, daß für Perikles in der Verwundbarkeit seiner Stellung von dieser Seite ein Grund lag, weshalb er sich der Philosophen und besonders des Anaxagoras annahm, dessen Lehre ein rationelles Prinzip in sich schloß, das Anklagen dieser Art nicht aufkommen ließ. Auf ein ähnliches Moment führen auch die Vorwürfe zurück, die mau gegen seine Freundin Aspasia, die nicht seine Gemahlin werden konnte, weil sie keine Athenerin war, aber als seine Gattin in seinem Hause lebte, erhob. Sie war eine Sophistria, wie man sagte, die nicht in dem gewöhnlichen Gesichtskreise griechischer Frauen, i Die Alkmäoniden waren eine der begütertsten Adelsfamilien Athens. Ihre Ahnen hatten gegen das A s y l r e ch t gefrevelt und sich an der Ermordung K Y l o n s beteiligt. Dieser wollte eine Tyrannenherrschaft in Athen begründen, floh aber vor der Gegenpartei mit seinen Anhängern an die Altäre und wurde trotz des Asylrechtes ermordet. Die Alkmäoniden wurden verbannt, später aber entsühnt.
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