Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 142

1910 - Leipzig : Hirt
142 22. Belle-Alliance. über und über mit Gold und Edelsteinen angefüllt. Die armen pommerschen Bauer-burschen standen vor dem Glanze fast ebenso ratlos, wie einst die Schweizer bei Gran-son vor dem Juwelenschatze des Burgunderherzogs; mancher verkaufte einen kostbaren Stein für wenige Groschen. Das prächtige Silbergeschirr des Imperators behielten die Offiziere der Fünfundzwanzig^ und schenkten es der Lieblingstochter ihres Königs als Tafelschmuck. Gneisenau aber und Prinz Wilhelm ritten nach kurzem Verschnaufen rastlos weiter. Drüben jenseits der Dyle glaubten die Franzosen sicher zu sein und hatten sich zur Beiwacht gelagert. Mindestens siebenmal wurden sie durch die nachsetzenden Preußen von ihren Feuern aufgescheucht. Ms sein Fußvolk nicht mehr weiter konnte, ließ Gneisenau einen Trommler auf ein Beutepferd aufsitzen; der mußte schlagen, was das Kalbfell aushalten wollte, und weiter ging es mit den Ulanen und etwa fünfzig Füsilieren, die noch aushielten. Wie viele Scharen der Franzosen sind dann noch vor dem Klange dieser einzigen Trommel auseinandergelaufen! Die Straße war übersäet mit Waffen, Tornistern und allerhand Getrümmer, wie einst der Weg von Roßbach nach Erfurt. Beim Morgengrauen ward das Schlachtfeld von Quatrebras erreicht, aber erst jenseits, in Frasnes, nach Sonnenaufgang hielten die erschöpften Verfolger ein. Sie hatten die Zerrüttung des feindlichen Heeres so bis zur völligen Auflösung gesteigert, daß sich von den Kämpfern von Belle-Alliance nur 10 000 Mann, lauter ungeordnete Haufen, nachher in Paris wieder zusammen fanden. Mit stolzen Worten dankte Blücher dem unübertrefflichen Heere, das ermöglicht habe, was alle großen Feldherren bisher für unmöglich gehalten hätten: „Solange es Geschichte gibt, wird sie Euer gedenken. Auf Euch, ihr unerschütterlichen Säulen der preußischen Monarchie, ruht mit Sicherheit das Glück Eures Königs und seines Hauses. Nie wird Preußen untergehen, wenn Eure Söhne und Enkel Euch gleichen!" An Stein schrieb er einfach: „Ich hoffe, mein verehrter Freund, Sie sind von mich zufrieden" und sprach die Hoffnung aus, seine alten Tage als Steins Nachbar „in Ruhe aufs Land zu verleben". Er befahl, die Schlacht zu nennen nach dem sinnvollen Namen des Hofes La Belle Alliance, wo die beiden Sieger „durch eine anmutige Gunst des Zufalls" zusammengetroffen waren — „zum Andenken des zwischen der britischen und preußischen Nation jetzt bestehenden, von der Natur schon gebotenen Bündnisses, der Vereinigung der beiden Armeen und der wechselseitigen Zutraulichkeit der beiden Feldherren." Wellington ging auf den schönen Gedanken, der beiden Völkern die verdiente Ehre gab, nicht ein. Die Schlacht sollte als s e i n Sieg erscheinen, darum taufte er sie auf den Namen des Dorfes Waterloo, wo gar nicht gefochten wurde; denn dort hatte er am 17. Juni übernachtet, und von Spanien her war er gewohnt, die Stätten seiner Siege mit dem Namen seines letzten Hauptquartiers zu bezeichnen. Während Gneisenaus Schlachtbericht durchaus ehrlich und bescheiden den wirklichen Hergang, soweit er schon bekannt war, erzählte, stellte der Herzog in seinem Berichte die Ereignisse so dar, als ob sein letzter Scheinangriff die Schlacht entschieden und die Preußen nur eine immerhin dankenswerte Hilfe geleistet hätten. Zum Glück wurde von solchen Zügen englischer Bundesfreundschaft vorderhand noch wenig ruchbar. Das Verhältnis zwischen den Soldaten der beiden Heere blieb durchaus freundlich; die tapfern Hochschotten, die auf dem Schlachtfelde den preußischen Vienmd-zwanzigern um den Hals fielen und mit ihnen gemeinsam das Heil Dir im Siegerkranz sangen, fragten wenig, wem das höhere Verdienst gebühre. Der Imperator mußte sogleich erfahren, daß Frankreich für einen unglücklichen Napoleon keinen Raum bot. Auf den Rat seiner Umgebung verließ er das Heer,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer