1893 -
Berlin
: Reimer
- Autor: Partsch, Joseph
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
14 Togo-Land.
güsse unterbrochen. Auch die Gewitter mehren sich von der Küste (Chri-
stiansborg 65) nach dein Innern erstaunlich (Bismarckburg 196). Mit ihnen
sind bisweilen verknüpft die heftigen, rasch vorüberziehenden Wirbelftürme
(Tornados), welche namentlich vor Eintritt und nach Schluß der Regenzeit
bei heiterer Witterung sich einstellen.
Die Gesuudheitsverhältuisse der ganzen Gninea-Küste sind un-
günstig, wenn auch der Maugel der gesürchteten Mangrovedickichte und der
regelmäßige Wechsel von Land- und Seewind gerade für die Siedelungen
der Togo-Küste vorteilhast sich geltend machen. Ein nachteiliges Moment
ist die schlechte Trinkwasserversorgung. Im allgemeinen gilt das Hochland
für gesunder, namentlich die sreie Höhe von Bismarckburg. Aber überall
fordert die Malaria einzelne Opser. Manch hoffnungsreiches Forscherleben
erlosch im Togolande! — Nächst Boden und Klima ist für die Zukunftsaus-
sichten dieses Kolonialgebietes nichts wichtiger als die einheimische
Bevölkerung. Sie gehört überwiegend zum Stamme der Evhe,
dessen ethnographische Stellung die Sprachstudien der Baseler Missionare aus-
geklärt haben. Aus der Gesamtheit der Sprachen Ober - Guineas hebt
man im Gegensatz zu deu westlicheren und östlicheren eine centrale Gruppe
heraus: die Volta-Sprachen, in denen keine Wortwurzel mit r anlautet. Die
wichtigsten dieser Sprachen sind: 1. das Tshi der Goldküste und des Asante-
Landes, ein Idiom, das auch in einige Landschaften des l. Voltansers über-
greift und im ganzen nördl. Teile des deutschen Schutzgebietes vielfach als
Verständigungsmittel dient, und: 2. das Evhe, welches östlich vom unteren
Volta beginnt, die ganze Ebene und den größten Teil des Berglandes des
deutschen Schutzgebietes, dazu, nur mundartlich verändert, ganz Dahome ein-
nimmt. Für getreue, unzweideutige Wiedergabe der Laute der Evhe-Sprache
reicht eiu einfaches europäisches Alphabet ohne unterscheidende Nebenzeichen
nicht aus. Schon der Konsonant des Volksnamens: vh ist bestimmt zu
unterscheiden von s und v, deren Aussprache nur die Unterlippe in Bewegung
setzt, aber auch vou w; es ist ein mit beiden Lippen gesprochener scharser
Blaselaut, entstanden ans ursprünglichem und mundartlich bisweilen noch
erhaltenem p. Die Zeichen gb und kp bezeichnen nicht eine Konsonanten-
Verbindung, vielmehr einen einheitlichen Laut, den der Europäer leicht mit
b und p verwechselt. Auch für die Vokale sind Unterscheidungen der Ton-
höhe oft nicht zu entbehren, da sie bisweilen den Sinn völlig ändert.
Die Evheer sind schöngebaute, kräftige Gestalten, deren Hantfarbe
zwischen schwarz und kaffeebraun sich hält. Der Bartwuchs ist dünn. Ihrer
körperlichen Leistungsfähigkeit steht eine für den Neger hohe Regsamkeit zur
Seite. Sie sind für behaglichen Lebensgenuß so weit empfänglich, daß darin
ein Antrieb zum Unterbrechen des süßen Nichtsthuns liegt. Selbst schon an
einen ziemlich rührigen Feldbau gewöhnt, sind sie auch für Arbeit in Pflanzungen
zu gewinnen. Die Verdichtung der Bevölkerung hat auch eine gewisse ge-
werbliche Betriebsamkeit entwickelt. Mattenflechten, Spinnen, Färben, Weben,
Töpferei und Eisenbearbeitung sind hier längst heimisch. Für die Erziehung
der Eingeborenen zur Kultur ist vielleicht ein weiterer Vorteil der niedrige