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1. Die Schutzgebiete des deutschen Reiches - S. 44

1893 - Berlin : Reimer
44 Deutsch-Ostafrika. irt die hoffnungsvolleren Gebirgslandschaften, wie in das von allen Besuchern gepriesene Land am Fuß des Kilima-Ndjaro deutsche Kleinbauern zu Ziehen. Die Pionierarbeit des Landbaus auf afrikanischem Boden kann von deutschen Kräften wohl geleitet, aber nicht geleistet werden. Damit ist die schwierigste Frage, welche für die Anlage von Plantagen zu lösen ist, berührt: die Ar- beitersrage. Für die heute in ertragreichster Blüte stehenden tropischen Pflan- zungen hat Sklavenarbeit den Grund gelegt, auf dem dann die Arbeit der Freien leichter weiter bauen konnte. Die Gegenwart steht nnstreitig vor einer schwierigeren wirtschaftlichen Aufgabe, wenn es gilt, mit freier Arbeit Plantagen neu zu schaffen. Das Problem, den Neger zur Arbeit zu erziehen, ist in sehr verschiedenem Sinne besprochen worden; gelöst wird es wohl am sichersten werden in humanster Weise, indem man die eingeborene Bevölke- rnng allmählich über ihre heutige Bedürsuislosigkeit erhebt. Die Erfahrung hat bereits gezeigt, daß die Küstenbevölkerung bereit ist, sich zur Pflanzuugs- arbeit zu verdingen; nur die Ausdaner in der Arbeit fehlt noch sehr und damit natürlich auch Übung und Geschick. Deshalb müssen für Arbeiten, welche technische Fertigkeit fordern, namentlich für den Tabakbau, zunächst in beschränkter Zahl fremde dem Klima gewachsene 'Arbeiter, Kulis vou Sumatra und Singapore, herangezogen werden. Aber die sichere Aussicht besteht, daß Ostasrika mit seiner eigenen Menschenkrast, wenn erst seine Be- völkerung in lange nicht gekanntem Frieden sich mehrt und mit ihrem Wohl- stand ihre Bedürfnisse steigert, sich verwandeln wird in ein an jeglichen tropischen Erzeugnissen reiches Gebiet. Erst diese Entwicklung wird ihm allmählich den Wert als Absatzbereich deutscher Erzeugnisse sichern, den das Mutterland ihm zu verleihen streben muß. Bisher spielt Ostafrika in dieser Beziehung eine noch weit untergeordnetere Rolle als die Gesamtziffern der Einfuhrstatistik ahnen lassen. Der weitaus wichtigste Posten (Baumwoll- waren) kommt nur zum geringsten Teile der deutschen Industrie zu statten; sie kann aus diesem Gebiete die unter weit günstigeren Bedingungen arbeitende indische Konkurrenz uicht überwinden, wenn sie ihr schutzlos gegenübersteht. In die Berechnung der Aussichten für die Zukunft dieses entwicklungsfähigsten deutschen Kolouialgebietes findet noch ein wichtiger Faktor Eingang: Die Bevölkerung. Der Kopfzahl nach sind vergleichsweise recht schwach vertreten die nicht afrikanischen Elemente, welche an der Küste Fuß gefaßt und von ihr aus uach der politischen uitö wirtschaftlichen, zum Teil auch der religiösen Herrschaft über dies weite Laad gerungen haben. Euro- päer zählte man im Juni 1892 486 (außer 205 Beamten und Militärs noch 152 Deutsche). Noch unbekannt, aber sicher weit bedeutender ist die Zahl der Juder, welche mit ihren Kapitalien, Warenlagern lund Träger- schwärmen den Karawanenhandel, aber auch das Einzelgeschäft der Küsten- plätze beherrschen. In Kilwa allein sind 280 indische Firmen, in Bagamopo wohl nicht weniger, in Lindi und Mikindani 60—80 und in Dar-eo-Salam wird die ganze indische Bewohnerschaft auf 350 Köpfe angeschlagen. Geringer ist in diesem Brennpunkte des Küstenhandels die Zahl der Araber; auch auf
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