1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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In der kalten Zeit ist also Sylt sogar wärmer als Karlsruhe,
in der warmen Zeit aber beträchtlich kälter als im Jahresdurchschnitte.
Dies erklärt sich dadurch, daß Sylt am Meere und Karlsruhe
mitten im Lande liegt. Das Wasser ist nämlich ein viel schlech-
terer Wärmeleiter als das Land; es nimmt die Sonnenwärme lang-
samer auf, gibt sie aber auch nicht so rasch ab wie das Land. Es
kann im Sommer nicht so schnell erhitzt werden wie das Land, es
sammelt aber einen Vorrat von Sommerwärme und gibt diese in
der kälteren Jahreszeit langsam wieder an die Luft ab. Das See-
klima zeichnet sich also durch verhältnismäßig warme Winter und
kühle Sommer, das Landklima durch verhältnismäßig kalte Winter
und heiße Sommer aus.
Man 'verbindet die Orte mit gleicher, auf das Meeresniveau
reduzierter Temperatur durch Linien, die man Isothermen (Linien
gleicher Wärme) nennt. Wäre die Erdoberfläche nur Wasser oder nur
Land, so würden die Isothermen mit den Breitenkreisen parallel laufen.
In Wirklichkeit wechseln aber Land und Wasser vielfach miteinander,
und die Isothermen müssen daher einen anderen Verlauf nehmen.
Man muß nämlich beachten, daß See- und Landklima nur dort,
wo sich an der Küste hohe Gebirge erheben, schroff aneinanderstoßen,
sonst aber allmählich ineinander übergehen, indem die Seewinde
die warme Winter- und kühle Sommerluft weit in das Land hinein-
und die Landwinde die kalte Winter- und heiße Sommerluft bis
über die Küsten hinaustragen. Deshalb nimmt in Europa die
Temperatur nicht bloß von S. nach N. ab, sondern sie
nimmt auch auf einem und demselben Breitengrade im
Winter von W. (Ozean) nach O. (gegen die asiatische
Landmasse) ab, dagegen im Sommer zu. Weil die Winter-
liche Abnahme größer ist als die sommerliche Zunahme, nimmt auch
die mittlere Jahrestemperatur nach O. etwas ab. Ein Beispiel von
drei Orten in 52° Breite:
Seehöhe Wirkliche Temperatur Reduzierte Temperatur
m Jan. Juli Jahr Jan. Juli Jahr
Birmingham . 100 2,«° 16,?° 9,*° 3,4° 17,2° 9,«°
Berlin ... 50 —0,8 18, a 9,o —0,6 19,o 9,2
Tambow . . 170 —11,6 20,6 5,0 —10,7 21,4 5,8
Die Bevölkerung.
(Vgl. D. Sch.-A. 29.)
§ 7. Von den 404 Millionen Menschen, die Europa bewohnen,
gehören ungefähr 385 der mittelländischen^) (hellen) Rasse, und
zwar (mit Ausnahme der Basken) dem indo-europäischen Sprachstamme
an. Unter diesen sind die Romanen, Germanen und Slaven, die sich
in den Tälern der Alpen berühren, die eigentlichen Beherrscher Europas.
Die Romanen nehmen den Südwesten, die Germanen die Mitte und
den Norden, die Slaven den Osten ein.
i) So genannt, weil sie in ihren Hauptvertretern das Mittelländische Meer
umwohnt, früher nannte man sie kaukasische Rasse.