1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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den Sudeten (Oder) und Karpathen (Weichsel). Von der Weichsel ist
nur der Unterlauf deutsch.
~>§ 14. Das Deutsche Reich, 541000 qkm groß, ist nach Groß-
Britannien und Italien der am dichtesten bevölkerte Großstaat Europas
(112 aus 1 qkm). Von den 61 Millionen Bewohnern sind nur ungefähr
4^ Mill. nicht deutsch: Slaven (über 3j Mill.) an der Ostgrenze, Dänen
an der Nordgrenze und Franzosen an der mittleren Westgrenze. Die
Deutschen scheiden sich sprachlich in Ober- und Niederdeutsche; eine
Linie von Krefeld bis Birnbaum an der Warthe bildet ungefähr die Grenze.
Die Nieder- oder Plattdeutschen (beide Bezeichnungen stammen von der
Beschaffenheit der Wohnsitze — Tiefebene — her) heißen auch Nieder-
sachsen. Die sogenannten mitteldeutschen Mundarten der Ober-
sachsen (Thüringer), Hessen und Rheinfranken bilden den Übergang zu
den echt oberdeutschen (süddeutschen) Mundarten der Mainfranken,
Bayern und Schwaben. Die Sprache der Oberdeutschen (das sogenannte
Hochdeutsch, weil es im höher gelegenen Süden gesprochen wird) ist
im Lause der Zeit die ausschließliche Schriftsprache geworden.
Drei Fünftel der Bevölkerung des Reiches (36 Mill.) sind evan-
gelisch, zwei Fünftel (22 Mill.) katholisch (vgl. D. Sch.-A. 29).
Erläuterung. Die Deutschen wohnten schon lange v. Chr.
in ihren heutiaen Wohnsitzen und beschäftigten sich vorzüglich mit
Krieg und Jago. Im 4., 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. wanderten
zahlreiche Stämme nach W. (Franken) und S., zerstörten das römische
Reich, gaben aber bald ihre Sprache auf und vermischten sich mit
den Besiegten. In die ursprünglichen Wohnsitze der Ausgewanderten
wanderten Slaven des polnischen und tschechischen Stammes ein,
die im früheren Mittelalter bis zur Elbe und Sächsischen
Saale wohnten, wo noch jetzt zahlreiche Ortsnamen auf „ch" und
„ow" oder „au" ihre ehemalige Anwesenheit verraten. Karl der
Große (768 bis 814) gründete ein gewaltiges Reich, das Frankreich
und Deutschland bis zu den Slavengrenzen, Böhmen, Mähren, die
österreichischen Alpenländer und Italien bis über die Tiber umfaßte.
Bald nach seinem Tode aber zerfiel das Reich in eine West- (Frank-
reich) und eine Osthälfte (Deutschland).
Das „Heilige römische Reich deutscher Nation" (962 bis 1806)
war viel größer als das heutige Deutsche Reich. Es umfaßte außer
diesem noch Böhmen, Mähren, alle Alpenländer, das Rhone-Tiefland,
die Niederlande und Belaien und die Nordhälfte von Italien. An
der Spitze desselben stand ein von den sieben Kurfürsten gewählter
König, der zugleich Römischer Kaiser war.
Die östlichen Slaven wurden unterworfen und germanisiert.
Dasselbe Schicksal traf seit 1230 die den Litauern verwandten
Preußen, als der Deutsche Ritterorden sie dem Christentum und
seiner Herrschast unterwarf.
Während die Deutschen im O. verlorenes Gebiet wieder zurück-