1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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bei Furth (Eisenbahn Pilsen—regensburg) trennt sie auch äußerlich. Nur
der südöstliche oder hohe Böhmerwald hat den Charakter eines
Kettengebirges; die Längstäler der Moldau auf böhmischer und des
Regen auf bayerischer Seite teilen ihn in drei Ketten, von denen die
westlichste der Bayerische Wald heißt; auf der mittleren, wasfer-
scheidenden Kette verläuft die Grenze, doch liegen die höchsten Gipfel
Rachel und Arber (1450 m) auf der bayerischen Seite. Der nord-
westliche Böhmerwald ist niedriger (unter 1000 m) und plateauartig. Den
Namen eines Waldgebirges verdienen beide Teile durch ihre herrlichen,
wohlgepflegten, oft urwaldartigen Fichten- und Buchenbesiände..
§ 19. Die oberdeutsche Hochfläche ist ein welliges oder hüge-
liges Land, besonders am Fuße der Alpen, wo mehrere größere Seen
(Chiem [Kim]-, Würm- oder Starnberger-, Ammersee) zwischen unregel-
mäßig verteilten Hügeln eingesenkt sind. Der nördlichen Abdachung
folgen die großen alpinen Donauzuflüsse Jller, Lech, Isar und
Inn, von denen der letztere der weitaus längste und wasserreichste ist
(er entspringt in der Schweiz und durchfließt Nordtirol). Deu Flüssen
entlang breiten sich Talebenen aus, zum Teil mit Sümpfen bedeckt,
die im bayerischen Anteil „Möser" (Singular Moos), im schwäbischen
„Ried" heißen. Die größten dieser Flußebenen sind das Jsarbecken
bei München und das Lechseld bei Augsburg. Zwischen dem Jura
und dem Böhmerwald öffnet sich nach Norden buchtartig das Hügelland
der Oberpfalz, das am Fichtelgebirge endet und die hier entspringende
Nab mit dem aus dem Böhmerwalde kommenden Regen zur Donau
entsendet. Die bedeutende Seehöhe (München, 500 m, die höchste unter
den Großstädten Deutschlands, ja nach Madrid die höchste Europas),
die Nachbarschaft eines hohen Schneegebirges (Alpen) und die Abgeschlossen-
heit gegen den mildernden Einfluß der westlichen Seewinde bewirken
ein rauhes Klima mit raschen und großen Temperaturänderungen. Nur
im N. herrscht der Ackerbau vor, die Südhälste nehmen Wiese und Wald
ein. Der Boden birgt keine Schätze, die Industrie ist auf die Hauptorte
beschränkt, die Dichte der Bevölkerung daher durchschnittlich gering.
Dagegen ist die Lage der Hochfläche von Wichtigkeit. Sie bildet
ein Glied jener breiten Rinne zwischen den Alpen und dem mittel-
europäischen Gebirgslande, die den Osten und Westen miteinander ver-
bindet. Förderlich ist besonders der Umstand, daß die Donau, der
einzige deutsche Strom, der nach Osten fließt, im Gegensatze zu ihren
reißenden Alpenzuflüssen, bald schiffbar wird. Ihre Quellflüffe, Brege
und Brigach, kommen vom Schwarzwalde; schon bei Ulm, nach Aufnahme
des ersten großen Alpenflufses (Jller), wird sie schiffbar und bei Regens-