1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Boden ist dürftig; nur der Lehm- und Tonboden eignet sich
zum Getreidebau (hauptsächlich Roggen), der trockene Sandboden
aber mehr zum Kartoffelbau (Spiritusbrennereien) oder trägt Kiefern-
Wälder; das Moor ist wald- und kulturlos, wo es nicht entsumpft
ist. Trotz dieser ungünstigen Verhältnisse ist die Tiesebene vorwiegend
Ackerbauland, das zwar rastlose Arbeit erfordert, aber dadurch auch
seine Bewohner zu einem tüchtigen Menschenschlage erzieht.
Der Boden des Tieflandes ist auch arm an mineralischen Schätzen;
Salz ist am wichtigsten, liegt aber in großer Tiefe. Stellenweise findet
man Braunkohle; die Moore liefern Torf als Brennmaterial. Große
Jndustriebezirke, wie im norddeutschen Berglande, konnten sich nicht ent-
wickeln^), daher ist auch die Bevölkerung beträchtlich dünner als im
Mittelgebirge.
Tiefebene. . . 254000 qkm 21 000000 Einw. 83 auf 1 qkm
Mittelgebirge . 287000 „ 39 600000 .. 131 „ 1
§63. Zwischen dem Tieflande westlich und östlich der Elbe
bestehen große Unterschiede:
1. Das westliche Tiefland ist Nordsee-, das östliche Ostsee-
gebiet. Die Nordsee ist ein Teil des offenen Weltmeeres, die Ostsee
ein Binnenmeer, das mit dem Ozean nur durch enge und zum Teil
gefahrvolle natürliche Durchfahrten (um Skagen an der Nordspitze Jüt-
lands) in Verbindung steht. Der Handel der Nordseestädte ist daher
hauptsächlich Welthandel, der der Ostseestädte bleibt vorwiegend auf die
baltischen Küstenländer beschränkt.
2. Beide Küsten (vgl. D. Sch.-A. 2/3) sind zwar Flachküsten, aber
doch von sehr verschiedener Form, weil die Nordsee im Gegensatze zur
Ostsee kräftige Ebbe und Flut?) hat. Daher bietet die Nordsee-
küste ein Bild großer Zerrissenheit, die Inseln bezeichnen den alten
Küstenrand. Zwischen ihnen und der jetzigen Küste dehnt sich ein seichter
Meeresgürtel, die Watten, aus, dessen Boden, mit Ausnahme der tieferen
Kanäle, zur Ebbezeit trocken liegt. Man bezeichnet daher die Nordsee-
küste als Wattenküste. Die Ostseeküfte ist dagegen eine geschlossene
Buchtenküste mit drei großen Bogen (zwischen Fornäs in Jütland, Rügen,
Rixhöft und Memel) und mit Ausnahme des Westbogens insellos.
i) Eine Ausnahme macht nur das südliche Brandenburg.
a) Die Anziehungskraft des Mondes und der Sonne ruft periodische Ver-
änderungen des Meeresspiegels hervor, die man Gezeiten nennt. Wahrnehmbar
sind sie nur an der Küste. Zur Zeit des höchsten Wasserstandes (Hochwassers) ist der
flache Strand überschwemmt. Dann zieht sich das Wasser zurück, es herrscht 6 Stunden
Ebbe, bis der niedrigste Wasserstand (Niedrigwasser) erreicht ist und der Strand
völlig trocken liegt. Dann beginnt die Flut, das Wasser steigt 6 Stunden an und
bewegt sich nach der Küste zu, bis wieder Hochwasser eintritt. In die breiten Fluß-
Mündungen dringt die Flut weit landeinwärts.