1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Niederlande.
(Vgl. D. Sch.-A. 23.)
Geographische Lage. Wie das Seinebecken Süddeutschland entspricht, so
entsprechen die Niederlande Mittel- und Norddeutschland. Die Südqrenze verläuft
schräg vom Parallel von Mannheim (49^°) bis zum Parallel von Köln (51°), dte
Nordgrenze liegt im Parallel von Hamburg (53^u). Die Ostarenze (gegen Deutsch-
land) bildet ungefähr der 6. Meridian im S. und der 7. im N., tm W. reichen die
Niederlande kaum über 2° O.
§ 119. Die westelbische Tiefebene des Deutschen Reiches setzt sich
shne natürliche Grenzen in den Niederlanden fort. Diese sind mit
Ausnahme des Ardennenplateaus im So. (Teil des Rheinischen
Schiefergebirges, s. S. 33) eine einzige Tiefebene, wenige Meter über,
ja zum großen Teil sogar unter dem Meeresspiegel gelegen. Dieses
eigentliche Niederland stände daher unter Wasser, wenn es nicht durch
Dünen und kunstvolle Deiche geschützt wäre. Im N. ist auch hier
die Dünenkette mehrlach zerbrochen (die westfriesischen Inseln), von
Helder an ist sie aber bis an die Rhein- und Scheldemündung (daher
die Küste geradlinig) und jenseits der Schelde wieder bis Calais (kala)
erhalten. Freilich halten auch die Schutzwehren nicht immer dem wilden
Meere stand, und der Niederländer lebt in beständigem Kriege mit dem
Meere, das ihm schon manch schönes Stück Land entrissen hat, wie die
Geschichte der Zuidersee (seuoersee) beweist, die ursprünglich ein
Binnensee war und sich erst am Ende des 14. Jahrhunderts in einen
Meerbusen verwandelt hat.
Die Niederlande sind das Mündungsgebiet des Rheins und zum
Teil durch dessen Anschwemmung entstanden. Das Rheindelta be-
ginnt knapp unterhalb der deutschen Grenze durch die Teilung in
Waal und Rhein; von diesem trennt sich dann die Jjssel (eissel),
die in die Zuidersee geht, während sich der Hauptstrom in den Lek
und Krummen Rhein und dieser wieder in die Vecht und den
Alten Rhein teilt. Mit der Waal vereinigt sich die Maas, die aus
Frankreich kommt und die Ardennen durchschneidet, wo sie die Sambre
(ßangbr) aufnimmt. Mit dem Rheindelta vereinigt sich das der Schelde,
die ganz der Tiefebene angehört. Unzählige Kanäle durchfurchen die
Ebene nicht bloß zur Entwässerung, sondern auch als Straßen dienend.
Das Flachland teilt sich auch hier in Geest (mit Moor) und Marsch,
aber die Marschen sind nicht bloß aus die Küsten beschränkt, sondern
viel ausgedehnter durch die Flußanschwemmung im Deltagebiete. Das
Klima zeichnet sich, wie in allen dem Einflüsse des Meeres offen
liegenden Ländern, durch milde Winter, aber verhältnismäßig kühle
Sommer, reichliche Niederschläge und viel Nebel aus.