1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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volkreichste^ Handelsstadt des Landes, Amsterdam, ^das nordische
Venedig, auf 90 Inseln, die durch 290 Brücken miteinander verbunden
sind; wegen des schlammigen Bodens sind die Häuser auf Pfählen gebaut.
Das westlich gelegene Haarlem ist der Hauptort des niederländischen
Gartenbaues. Hauptstadt ist das schöne, aber stille Haag*). An der
Abtrennung der Vecht von dem Alten Rhein liegt Utrecht (Utrecht),
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und Universitätsstadt wie Leiden
am Alten Rhein. Rotterdam am Lek ist die eigentliche Rhein-
mündungsstadt und wetteifert daher als Handelsplatz mit Amsterdam.
Seeland ist das Jnselland zwischen der Maas- und Schelde-Mündung,
mit dem Kriegshafen Vlifsingen, der auch einen lebhaften Personen-
verkehr mit London vermittelt. Nordbrabant und Limburg im S. des
Rheins sind noch dicht bevölkert (vorwiegend von Katholiken); die Stein-
brüche bei Maastricht (wo die Maas die Ardennen verläßt) versorgen
das steinarme Niederland mit vortrefflichem Baumaterial. Die östlichen
Provinzen teilen die kargere Natur des westelbischen Tieslandes (viel
Moor) und sind verhältnismäßig wenig bevölkert; Arn heim und
Groningen (chroningen), der Hauptort des Friesenlandes, sind ihre
wichtigsten Städte.
§ 122. Belgien (Könige aus dem Hause Sachsen-Coburg
und Gotha) hat eine gemischte Bevölkerung; nördlich vom Parallel
von Brüssel wohnen die niederdeutschen Vlämen (flämen), südlich
davon die französischen Wallonen, die Nachkommen des alten roma-
nisierten Keltenstammes der Belgier (vgl. D. Sch.-A. 29). Im öffentlichen
Leben und in der Literatur herrscht die französische Sprache vor, auch
sind beide Stämme durch die katholische Religion geeinigt.
Die hohe Entwicklung der Landwirtschaft hat Belgien mit Holland
gemein; während aber die Holländer vorwiegend See-und Handelsleute
sind, ist Belgien ein Industriestaat ersten Ranges und dadurch einer
der dich testbevölkerten Staaten Europas geworden (vgl. D. Sch.-A. 29).
Die Leinenindustrie des Flachlandes steht unerreicht da; daneben
haben sich, besonders in den Ardennen, die Metallindustrie, der
Maschinenbau und die Herstellung von Spiegelglas entwickelt.
Die Grundlage dieser Industrie bilden die reichen Kohlenlager der
Ardennen (vgl. S. 35); der Belgier bezahlt mit seinen Fabrikaten und
seiner Kohle die Nahrungsmittel, deren die dichte Bevölkerung bedarf.
Der Seehandel ist gering, denn es fehlt eine günstige Küstengestaltung
(gerade Dünenküste, vgl. S. 92), um so entwickelter ist aber der Land-
i) Gewöhnliche Abkürzung für: 's Gravenhaag (des Grafen Hag oder Gehege;
ursprünglich Jagdschloß).