1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
116
Die Walacheiist das unterste Tieflandbecken der Donau.
Dieser Strom umfließt es längs der bulgarischen Terrasse, wendet sich
dann, durch das Dobrudscha-Plateau (döbrutscha) gezwungen, nach N.,
nimmt endlich seine östliche Richtung wieder auf und ergießt sich in
drei Armen: der Kilia (kilja), der schiffbaren Sulina (sülina) und
dem wasserreichsten St. Georgsarm, ins Schwarze Meer. Von der
Donau steigt das Tiefland als schräge Ebene allmählich gegen die
Transsylvanischen Alpen empor, an denen die S.- und Sw.-Winde
ihren Wassergehalt ausschütten; daher der Flußreichtum der Tiefebene
(Aluta). Die Moldau 2) ist im W. gebirgig, im O. ein niederes
Flachland; der Pruth bildet die Grenze gegen Rußland.
Die Bevölkerung beträgt 6| Mill., die Dichte daher 50.
Außer den Rumänen, die sich zur griechisch-orthodoxen Kirche
bekennen, gibt es noch viele Juden, die den Handel beherrschen, und
Zigeuner. (Vgl. D. Sch.-A. 29.)
Erläuterung. Dort, wo jetzt die Rumänen wohnen, lebten
im Altertum ihre Vorfahren, die Dacier, die von den Römern unter-
worfen und durch Kolonisten romanisiert wurden. Als die Römer
diese Provinz aufgeben mußten, verpflanzten sie die Bewohner auf das
sudliche Donauufer, von wo aus diese im 13. Jahrhundert wieder die
Rückwanderung in ihre alte, menschenleere Heimat antraten. Bis 1829
standen sie unter türkischer Herrschaft, 1878 errangen sie ihre volle
Selbständigkeit, aber die traurigen Folgen früherer Knechtschaft werden
noch lange nicht verwischt sein. Einem begabten, aber sich erst all-
mählich aus früherer Verkommenheit emporarbeitenden Volke steht
eine höhere Gesellschaft, die ihre äußere Bildung aus Paris holt,
schroff gegenüber.
Die fast ausschließliche und ergiebige Beschäftigung ist die Land-
Wirtschaft. In der Rinderzucht wird Rumänien relativ nur von
Dänemark übertroffen, und der Ackerbau liefert Massen von Mais und
Weizen, die auf der ausgezeichneten Wasserstraße der Donau zur
Ausfuhr gelangen.
In der Mitte des ftuchtbarsten Teiles der Walachei liegt die
Hauptstadt Bukarest (290000 Einw.); Hauptort der Moldau ist
Jassi (jäschi), Ausfuhrhafen an der Donau Galatz.
i) Walachen wurden die Rumänen von den Deutschen und Slaven genannt.
Das altdeutsche Walah, -- fremd, unverständlich, liegt auch der Bezeichnung
„Wälsche" (für alle Romanen) zugrunde.
Nach dem Flusse gleichen Namens benannt-