1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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fee liegt. Mitten durch das Land zieht in nordwestlicher Richtung der
Kaukasus (käukafus), eins der schönsten, aber auch wildesten Hoch-
gebirge der Erde, von dessen Schneegipfeln — der höchste ist der
Elbrus, 5600m — mächtige Gletscher sich in die Täler hinab-
ziehen. Seine Unwegsamkeit machte ihn bis auf die neueste Zeit zu
einem Sitze unbezwungener Bergvölker, unter denen sich die im W.
wohnenden Tscherkessen durch ihre Freiheitsliebe und ihre harten
Kämpfe gegen die russische Herrschaft vor allen bekannt gemacht haben.
Den einzigen bequemen Übergang bildet die kühngebaute Straße von
Wladikawkas.
Ciskaukasien, das Land nördlich von Kaukasien, ist steppen-
artig trocken und kalt; Transkaukasien, eine breite Längsfurche, durch
welche die aus Armenien kommende Kura nach O. und der Phafis
(jetzt Rion) nach W. fließt, ist vor den rauhen Nordwinden geschützt,
mehr befeuchtet und fruchtbar. Der Weinstock hat hier seine Heimat
und ^wächst noch wild. Die Hauptstadt Kaukasiens isttiflis^) an der
Kura und am Endpunkte der Wladikawkasstraße. Baku (bakü) besitzt
sehr reichhaltige Petroleumquellen, die nur von den nordamerikanischen
übertroffen werden.
§ 209. Südlich von Kaukasien liegt der Knotenpunkt des vorder-
asiatischen Hochlandgürtels: Armenien (vgl. D. Sch.-A. 18/19), ein über
1000 w ansteigendes Hochland, über welches der aus der Bibel bekannte
erloschene Vulkan Ararat (ärarat) sein schneebedecktes Haupt bis zu
5200 m erhebt. Vier Ströme nehmen hier ihren Ursprung: Euphrat
und Tigris, die vereinigt in den Persischen Golf, und Kura und
Aras, die in den Kaspisee münden. Einige Talmulden sind aber
völlig abgeschlossen; hier sammeln sich die Gewässer zu dem salzigen
Urmia (ürmia)- und dem Wan (wän)-See.
Die Armenier, die den Typus der mittelländischen Rasse am
reinsten bewahrt haben, besitzen einen scharf ausgeprägten Nationalcharakter,
der in ihrer eigenen christlichen Kirche, in ihrer Sprache und Literatur
unverkennbar bervortritt. Wie die Juden sind sie unter die verschiedenen
Völker des Morgen- und Abendlandes zerstreut und treiben Handel
und Geldgeschäfte, während sie in ihrer Heimat Hirten und Ackerbauer
geblieben sind. Den südlichen Teil des Hochlandes bewohnen die den
Persern verwandten räuberischen Kurden.
Ohne natürlichen Mittelpunkt, fiel Armenien leicht fremden Er-
oberern zum Opfer; es ist jetzt unter drei Staaten geteilt, deren Grenzen
i) Nach seinen Schwefelthermen benannt: Tiflis ----- Warmbrunn.