1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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§ 207. Im N. des Kuenlun breitet sich die viel tiefere Stufe des
J^ttttyail) (vgl. auch D. Sch.-A. 30) aus. Auch die Randgebirge treten hier
nicht mehr in so geschlossener Form auf wie in Tibet. Gegen So. senkt
sich das Hochland stufenförmig zur chinesischen Tiefebene, und die berühmte
chinesische Mauer vertritt hier die Stelle einer ausreichenden natürlichen
Schutzwehr. Weiter nach N. bildet der Ching an das Randgebirge.
Den Nord- und Westrand des Hanhai nehmen drei verschiedene Gebirgs-
systeme ein: das ostsibirische, das Altai-System (altk-i)2) mit der
Richtung So.—Nw. und der Tian schan (tiänschan)3), nahezu mit der
Richtung W.—O. Nur der letztere, der ebenso wie die tibetanischen
Gebirge mit dem Pamirhochlande zusammenhängt, erreicht noch Höhen
von 7000 m, die anderen sind um die Hälfte niedriger.
Die so umschlossene Hochebene (Hanhai) hat eine mittlere Höhe von
800 bis 1000 m und ist ebenso wie das innere Tibet Wüste oder Steppe,
mit Ausnahme einiger Oasen am Rande, die durch Gebirgsflüsse be-
wässert werden. Die Westhälfte des Hanhai ist Ostturkestan oder
das Tarimbecken, an drei Seiten von hohen Gebirgen umgeben, die
den größten binnenländischen Fluß Hochasiens, den T arim, ernähren, der
in den salzigen L o b - n o r4) mündet. Die Osthälfte ist die z. T. wüstenartige
Steppe Gobi^) oder Schamo^), die in dem breiten, sich scherenförmig
nach W. öffnenden Zwischenräume zwischen dem Altai und dem Tianschan
ganz allmählich in das turanische Tiefland verläuft. Durch die Lücken
in der Gebirgsumwallung der Gobi im W. wie im O. haben die
monogolischen Bewohners zu wiederholten Malen, wenn ein kühner
Häuptling ihre Kraft geeint hatte, die Nachbarländer zerstörend und er-
obernd überschwemmt. Jetzt sind sie friedliche Hirten und eifrige Bud-
dhisten; das zweihöckerige Kamel ist hier ebenso Haustier wie das ein-
höckerige in der Sahara. Das wüste Tarimbecken bewohnen die (eben-
falls monogolischen) Türken (daher Ostturkestan), hauptsächlich in den
Randoasen angesiedelt und wie alle Türken Mohammedaner. (Vgl.
D. Sch.-A. 48 u. 49.)
Ganz Hochasien steht jetzt unter chinesischer Herrschaft.
*) Chinesisch, — trockenes Meer.
2) Türkisch, ---- Goldgcbirge.
3) Chinesisch, --- Himmelsgebirge.
*) nor oder nur mongolisch, = See
6) Mongolisch, = Wüste.
®) Chinesisch, ---- Sandwüste.
i) Die Bewohner der Gobi heißen Mongolen im engeren Sinne des
Wortes; im weiteren Sinne spricht man von den Mongolen als den Angehörigen
der mongolischen Rasse, wozu noch viele andere Völker gehören.