1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Der West- und Nsrdrand.
(Vgl. D. Sch.-A. 30, 31, z. T. auch 32/33.)
§ 298. Den West- und Nordrand nimmt das russische Asien
ein. Es sind hier drei Teile zu unterscheiden: 1) das abflußlose Gebiet
im W. oder Turan (turan), 2) das Gebiet der nördlichen Flüsse, 3) das
Gebiet der östlichen Flüsse oder des Großen Ozeans. Die beiden letzteren
Teile faßt man unter dem Namen Sibirien zusammen. '
§ 209. Zwischen dem abflußlosen turanischen Tiefbecken und der
sibirischen Abdachung dehnt sich auf der flachen, aber noch ein paar
hundert Meter über dem Meere gelegenen Wasserscheide die Kirgisen-
steppe aus, in der die viehzüchtenden Kirgisen, ein türkischer Stamm,
nach Nomadenart bald da, bald dort ihre Filzzelte (Jurten) ausschlagen.
Turan oder Westturkestan ist trocken, weil überall vom erfrischen-
den Hauche des Meeres abgeschlossen, heiß im Sommer (Turan liegt
zwischen den Breiten von Mainz und Sizilien), im Winter von furcht-
baren Schneestürmen heimgesucht. Die Verdunstung hat die einst all-
gemein verbreitete Wasserbedeckung in einzelne Seen aufgelöst, die noch
immer an Umfang abnehmen. Der am Westrande gelegene Kaspische
See, dessen Spiegel 26m tiefer als der Meeresspiegel liegt, ist der
größte See der Erde (größer als das Königreich Preußen) und wird
daher häufig als Meer bezeichnet. Außerdem sind der Aralsees (etwas
größer als die beiden Provinzen Preußen) und der Balkaschsee^)
der Kirgisensteppe durch ihre Größe bedeutend. Der Aralsee liegt
nahezu in der Mitte des turanischen Beckens und empfängt dessen beide
Hauptflüsse, den Amu (amü, im Altertum Oxus), der vom Pamir,
und den Sir (sir, im Altertum Jaxartes), der vom Tianschan herabkommt.
Dem Quellenreichtum dieser Hochlandschaften verdanken es die beiden
Flüsse, daß sie die Sand wüsten (hier Kum genannt) des Flachlandes
überwinden können, ohne sich vorzeitig (wie die anderen kleinen Flüsse)
im Sande zu verlieren. Nur längs der Flüsse, wo künstliche Bewässe-
rung möglich ist, dehnt sich fruchtbares Land aus.
Der Gegensatz von Wüste und Flußoase drückt sich auch in der
Bevölkerung aus. In den Oasen wohnen fleißige, seßhafte, ackerbauende
Perser (hier Tadschik genannt), die Wüste durchstreifen räuberische
türkische Reitervölker, früher die Herren Turans, ehe sich die Russen,
um ihre Grenzen zu sichern, des Landes bemächtigt hatten. Kirgisensteppe
') aral (aräi) türkisch, ---- Insel.
a) balkasch (balfäsch) türkisch, — ausgedehnt.