1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die anerkannte Staatsreligion ist die Lehre des Konfutse
(Anbetung des Himmels und der Ahnen), doch bekennt sich das Volk
meist zur Lehre des Fo (Buddha) und ist tief in Aberglauben ver-
funken. (Vgl. D. Sch.-A. 49.)
An der Spitze des Staates steht als unumschränkter Herrscher der
Kaiser („Sohn des Himmels") aus dem Stamme der Mandschu,
die im 17. Jahrhundert China erobert (seit dieser Zeit tragen die Chi-
nesen den Zopf), aber bald die Kultur und Sprache der Besiegten ange-
nommen haben. Den Adel, den jeder durch gute Prüfungserfolge erwerben
kann, bilden die Mandarinen^). Das chinesische Reich reicht weit über
China hinaus, denn es umfaßt noch 1) die Mandschurei, das Stammland
des Herrschergeschlechts, 2) ganz Hochasien. (Vgl. auch D. Sch.-A. 31.) Diese
ausgedehnten, aber dünn bevölkerten Gebiete bewirken es, daß das chinesische
Reich so groß ist wie ganz Europa, aber trotz der hohen Bewohnerzahl
des eigentlichen China weniger Menschen zählt als unser Erdteil.
In China gibt es etwa 40 Großstädte (d. h. mit über 100000 Ew.)
Seit der Einwanderung der Mandschu ist Peking in einer sandigen
Tiefebene die Hauptstadt; ihre Hafenstadt ist Tientsin (tientsin).
Wie die neue Hauptstadt am Nordende der großen Ebene liegt,
so die alte, Nanking, an ihrem Südende2), am Jangtsekiang,
noch immer ein Hauptsitz der Gelehrsamkeit und der Industrie (feine
Baumwollstoffe, sogenannte Nankings). In der Nähe der Jangtsekiang-
mündung liegt Schanghai, der wichtigste Freihafen, der fast die
Hälfte des ganzen chinesischen Seehandels vermittelt; hier wohnen auch
die meisten Europäer, und die christlichen Missionen haben hier ihren
Ausgangspunkt. Was die beiden genannten Hafenplätze für den Norden
und die Mitte, ist Kanton für den Süden. Gegenüber liegt die
britische Insel Hongkong, die einen großen Teil des Handels zwischen
China und dem Auslande vermittelt. Auch in Nordchina haben sich
bereits fremde Mächte festgesetzt: Deutschland hat Kiautschou, Eng-
land Weihaiwei (beide auf der Halbinsel Schantung) gepachtet;
das von Rußland gepachtete Kwantnng mit der lange umstrittenen
Festung Port Arthur ist nach dem russisch-japanischen Kriege 1905
an Japan übergegangen. (Vgl. D. Sch.-A. 42/43.)
Zu China gehört auch die Insel Ha in an.
§ 213. Die Mandschure» (Mandschurei), die Heimat der Man-
dschu und ein Teil des chinesischen Reiches, wird im W. durch das
Chingan-Gebirge von der Gobi und im O. ebenfalls durch ein Gebirge
vom Meere getrennt. (Vgl. D. Sch.-A. 30 u. 31). Die Nordgrenze bildet,
1) Eine portugiesische Bezeichnung (von roandar = befehlen).
2) Daher der Name (pe = Nord, nan = Süd, king = Hauptstadt).