1908 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Supan, Alexander
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Daher ist das Flachland teils Wüste, teils Steppe (vgl. D. Sch.-A. 60),
die mit schattenlosen Eukalyptenwäldern oder Skrubslächen
(dichtes Gestrüpp mit stacheligen Enden) wechseln. Am feuchten Ost-
abhange des Gebirges können sich wegen der Nähe der Wasserscheide
nur kleine Flüsse entwickeln, im Innern verhindert die Trockenheit die
Bildung großer Flüsse. Der bedeutendste ist der Murray (mörre) mit
dem Darling, die von dem höchsten Gebirge Australiens ernährt
werden. Die übrigen Flüsse sind Creeks (krlks), die zur Regenzeit
mächtig anschwellen und sich in der trockenen Zeit in eine Reihe von
Lachen auflösen. In gleicher Weise schrumpfen auch die zahlreichen
Seen zu salzigen Lachen zusammen oder trocknen ganz aus.
Eigentümlich wie die Pflanzenwelt Australiens ist auch seine Tier-
welt. Sie gleicht jener, die in einer längst entschwundenen Erdperiode,
vor dem Auftreten des Menschen, auch Europa bewohnt hat. Die Säuge-
tiere sind fast nur durch Beutler (das Känguruh, ein Jagdtier) und
Schnabeltiere vertreten; die Affen, die Raub- und die Huftiere fehlen
gänzlich, mit einziger Ausnahme einer wolfsähnlichen Hundeart. Desto
reicher ist die Vogelwelt entwickelt, die durch zahlreiche Papageie-n
und Schopftauben sowie durch den Emu, den australischen Strauß,
charakterisiert wird.
§ 223. Die Urbewohner von Australien sind eine selbständige Rasse.
(Vgl. D. Sch.-A. 44.) Man nennt sie wegen ihrer dunkelbraunen bis schwärz-
lichen Hautfarbe Australneger, doch unterscheidet sie starke Behaarung
von den afrikanischen Schwarzen. Trotz guter Verstandesanlagen sind sie
wegen der Not des täglichen Lebens, der Abgeschlossenheit von jeglichem
Verkehre und der Eintönigkeit der Umgebung nicht über die ersten An-
sänge der Gesittung hinausgelangt und jetzt in raschem Aussterben be-
griffen. Australien wurde im 16. Jahrhundert entdeckt, aber erst gegen
Ende des 18. Jahrhunderts durch den berühmten englischen Weltumsegler
Cook (kük) genauer bekannt. Die großen Herden von Meersäuge-
tieren (Robben, der südliche Walfisch, Potwal genannt), die das
australische Meer beleben und zahlreichen Schissen Gelegenheit zu ge-
winnbringender Tätigkeit geben, waren es, die die Europäer zuerst auf
diesen Erdteil aufmerksam machten. 1788 gründete die englische
Regierung die erste Kolonie (Neu-Südwales), die sie mit Sträflingen
bevölkerte; bald folgten freie Einwanderer nach, und als 1851 in den
Australalpen große Goldlager, die nur den californischen nachstehen,
entdeckt wurden, wuchs die Zahl der Kolonisten (meist Briten, aber
auch Deutsche) außerordentlich. Jetzt ist Australien eine der wichtigsten
britischen Kolonien, wenn auch hier weniger Menschen leben als in