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1. Teil 2 = Obere Stufe - S. 31

1885 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
Kursus Iii, Abschnitt I. § 15 31 3. Ebbe und Flut oder die Gezeiten siud Gleichgewichtsströmungen des Wassers, welche durch die anziehende Kraft der Sonne und des Mondes ihre Erklärung finden. Die Erscheinung besteht darin, daß in 24 Stunden und 50 Minuten zweimal ein Fallen (Ebbe) und ein Steigen (Flut) des Meeres eintritt; dasselbe ist wenig merklich ans den hohen Weltmeeren, in Binnenmeeren und in solchen Meeresteilen, welche, wie die Ostsee, durch euge und weitläufige Meeres- arme mit den Ozeanen in Verbindung stehen. Der Höhenunterschied zwischen dem Hochwasser oder der Flut und dem Niedrigwasser oder der Ebbe beträgt im offenen Meere 1,6 m. Bedeutendere Unterschiede treten an den Küsten und in engen Meeresarmen auf, wo die Wassermassen mehr oder weniger plötzlich zusammengedrängt werden. Im Eingang der Fnndybai (Nordamerika) beträgt die Fluthöhe 3 in und steigt zwischen Neuschottland und Neubrauuschweig bis zu 20 in. — Während die Fluthöhe an der Nordseeküste 3 in nicht übersteigt, beträgt sie im Kanal bei St. Malo (Nordfrankreich) bis zu 14 in und macht sich in der Maas bis 8, in der Ems bis 5 und in der Elbe 16—17 Meilen stromaufwärts bemerkbar. Ebbe und Flut werden nicht durch die absolute Größe der An- ziehnng hervorgerufen, welche Mond und Sonne ausüben, sondern durch die Differenz, mit welcher auf die nächsten und entferntesten Teile der Erde durch Mond und Sonne eingewirkt wird. In Fig. 23 ist A B C D ein Meridiandurchschnitt der Erde und N der Mond; dieser steht für den nächsten Punkt A in der oberen und für den entferntesten C in der un- teren Kulmination. Für die Punkte B und D wird er im Horizonte auf- und niedergehend gesehen. Da die An- ziehungskrast im umgekehrten Verhältnisse mit dem Qua- drate der Entfernung steht, so muß der Punkt A, welcher dem Monde am nächsten liegt, am stärksten, und der ent- fernteste Punkt C am schwächsten angezogen werden, während die Punkte D und B etwa gleiche Anziehung mit dem Erd- Mittelpunkte m erfahren. Befindet sich bei A Wasser, so wird sich dieses vom Mittelpunkte entfernen, d. h. es muß sich heben; dasselbe geschieht mit dem Wasser auf dem Punkte C, welches schwächer angezogen wird, als der Mittel- Punkt m; es wird weniger nach dem Monde zu fallen, d.h. es wird sich vom Monde entfernen oder, wie die Figur 23 zeigt, heben. Es findet daher für die beiden Punkte A und C, für welche der Mond den höchsten und tiefsten Stand einnimmt, ein Steigen oder die Flut statt, während von den beiden Stellen in O und B, für welche der Mond auf- und untergeht, sich das Wasser entfernt; hier ist also Ebbe. Diese Stellen gehen in 24 Stunden von 0. nach W. um die Erde. Da aber der Mond jeden Tag 50 Minuten später kulminiert, so muß auch die Flut für einen und denselben Ort jeden Tag 50 Minuten später eintreffen. Aber auch die Sonne bewirkt Ebbe und Flut; diese sind jedoch wegen der großen Ent- fernung der Sonne von der Erde bedeutend kleiner als die Mondfluten, letztere verhalten sich zu den Sonnenfluten wie 5:2.— Die Sonnenstuten treten mittags und mitternachts, die Sonnenebben morgens und abends ein. Bei Neu- und Vollmond (Syzygien) stehen Sonne, Mond und Erde ungefähr in gerader Fig. 23. Ebbe und Flut.
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