1885 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kopka, C., Baenitz, Karl Gabriel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gehobene Lehranstalt, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Kursus Iii. Abschnitt I. § 21. 47
Einige Orte sind fast erdbebenfrei (fast ganz Afrika, nördliches Rußland und
nordöstliches Deutschlands, während Erderschütterungen sich an andern sehr häufig
wiederholen.
Die wichtigsten Erdbebendistrikte sind (nach Schwalbe): Pyrenäen-Halbinsel,
Süditalien und Sieilien, Südabhang der Alpen, griechische Inseln mit dem füb-
liehen Kleinasien und Syrien, das Rheinthal, Kärnten und Krain; Baikalsee,
Java^), Philippinen und Ostindien; — Marokko und Algier; — Sand-
wich- und Schifferinseln; — Westküste Südamerikas, Zentral-Amerika,
Mexiko, Missisippithal, Antillen und nördliches Südamerika.
Man unterscheidet nach der Ursache, welche die Erdbeben hervorrufen:
a) vulkanische Erdbeben an Vulkanen und in deren Umgebung; b) nicht
vulkanische Erdbeben, deren Abhängigkeit vom Vulkanismus gänzlich ausge-
schlössen bleibt, die also nicht nur in vulkanischen Gegenden, sondern überall auf-
treten können, und c) Seebeben.
a) Die vulkanischen Erdbeben sind in Gegenden, wo es Vulkane gibt,
häufiger; ihre Zahl wächst nicht nur mit der Nähe des Eruptionspunktes, sondern
hängt auch von den wechselnden Phasen seiner Thätigkeit ab. — Einer wirklichen
Eruption gehen zahlreiche Erdbeben voraus. Besonders lange dauernd und heftig
pflegen diejenigen Erderschütterungen zu sein, welche die Entstehung eines neuen
Vulkans ankündigen. — Die Art, wie die Erschütterung bei der eruptiven Thätig-
keit eines Vulkans zustande kommt, läßt sich in einzelnen Fällen vom Kraterrande
beobachten: Man sieht die Oberfläche der den Kessel anfüllenden zähen Lava lang-
sam anschwellen, bis mit puffendem Geräusche sich eine kleine Dampfwolke aus
ihr losreißt; in demselben Augenblicke fühlt man den Erdboden unter den Füßen
erzittern. Die plötzliche Aufhebung der durch Ansammlung des Dampfes unter
der Lava entstandenen Spannung ist die Veranlassung der Erschütterung, welche
sich auf den Gipfel des Berges oder dessen nächste Umgebung beschränkt. Steigen
die Dämpfe und Gase nicht bis in den Kraterkessel, so erreicht die Spannung
einen höheren Grad; die Erderschütterung wird dann stärker und erstreckt sich
über den ganzen Berg und das angrenzende Land. (Vulkanische Theorie.)
b) Die nicht vulkanischen Erdbeben haben ihre gemeinsame Ur-
sache in den mechanischen Bewegungen einzelner Teile der festen Erd-
masse. Alle Vorgänge, welche Veränderungen in dem Aufbaue der Gesteine,
also Verschiebungen und Senkungen der Schichten herbeiführen, können unter
Umständen auch Veranlassung zu tektouischeu Erdbeben oder Stanuugs-
beben werden. Vollziehen sich diese Veränderungen in dem Baue, in der Lage
und Neigung der Gesteine nicht ganz allmählich, sondern mit einem Rucke, der
sich durch die darüber liegenden Schichten fortpflanzt, so verspürt man ihn als
*) Von den 4765 seit 1865 beobachteten Erdbeben kommen acht auf Norddeutschland
(Leipzig 1866 und 1875, Berlin, Potsdam, Breslau, Köln, Düsseldorf, Pommern ?c.) Der
Erdbebenkatalog von I. Schmidt weist 1875 auf der nördlichen Halbkugel 22 083 Erdbeben nach.
**) Die Namen der erdbebenreichsten Länder wurden mit gesperrter Schrift gedruckt.
— Hawaii hatte 1869: 242 Erdbeben. Auf dem westlichen Südamerika befindet sich beständig
irgend ein Punkt in Bewegung. — Durchschnittlich finden täglich 2 Erdbeben auf der Erde statt.