1873 -
Freiburg im Breisgau [u.a.]
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Tiefland Amerikas. 8- 13.
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Kettengebirges (vom nördlichen bis zum südlichen Eismeere) aus,
nur unterbrochen durch das westindische Meeresbecken. Aber nicht
blos in der Länge, sondern anch in der Breite hat die Tiefebene
eine ungemeine Ausdehnung, da sie theilweise bis zum atlantischen
Ocean reicht. Dadurch gelangen die Ströme zu einer sehr um-
sangreichen Entwicklung.
1. In Südamerika zerfällt das Tiefland in drei Niede-
rnngen oder Flußgebiete: die des Rio de la Plata, die des Ama-
zonenstroms und die des Orinoko (im untern Laufe); die uörd-
liche hat ausgedehnte Grasfluren, die mittlere ist eine Waldebene,
die südliche eine Steppenlandschaft.
a. Die patagonische Steppe, östlich von der gleichnamigen Andes-
kette, ist eine äußerst nnwirthbare, spärlich bewohnte Kalkebene. An diese reihen
sich die Pampas des Rio de la Plata zwischen den Andes (von Chile und
Peru) eurerseits und dem brasilischen Gebirgslande andererseits, welche auf der
nördlichen Seite durch Palmgebüsche begrenzt werden, während sie auf der
südlichen fast mit ewigem Eise bedeckt sind. Es ist eine unabsehbare, von Heer-
den wilder Pferde, Rinder und Hunde belebte Grassteppe (ohne alle Holz-
gewächse) mit.wenigen menschlichen Ansiedelungen.
b. Die Llanos (spr. Ljanos) des Amazonen ström es (145,000 H^M.)
zwischen den Andes (von Peru und Quito), dem brasilischen Gebirgslande, dem
atlantischen Ocean und dem Hochlande von Guyana, sind fast in der ganzen
Breite des Continents (= der Breite Enropas) ausgedehnt. Sie bestehen
größtentheils aus undurchdringlichen, sumpfigen Urwäldern von riesenhaften
Schlingpflanzen, wo die zahlreichen Wasseradern die einzigen Straßen bilden,
aber ein (in Folge der tropischen Hitze) äußerst ungesundes Klima und die
jährlichen Überschwemmungen nach den tropischen Regen bisher alle mensch-
lichen Ansiedelungen fern gehalten haben. Im Süden gehen sie in die Pam-
Pas des Rio de la Plata über, im N. in
c. Die Llanos des Orinoko, zwischen dem Hochlande von Gnyana
und dem Küstengebirge von Venezuela, eine baumlose Steppe, die sich nach
der tropischen Regenzeit schnell in ein „Kräutermeer", wie die Anwohner es
nennen, d. h. in Fluren nüt mannshohen Gräsern, verwandelt.
2. In Nordamerika erstreckt sich zwischen dem Felsengebirge
im W. und dem Alleghanygebirge im O. eine einzige Niederung
vom Golf von Mejico bis an das arktische Meer.
Die südliche Hälfte derselben ist die reich bewässerte, fruchtbare
und starkbewohnte Mississippi-Niederung. die nördliche heißt die
arktische oder c an ad i sehe. Diese letztere dehnt sich von den Rocky-
Mountains (oder dem Felsengebirge) bis zum atlantischen Ocean aus und
wird unterbrochen durch den bedeutenden Einschnitt der Hudsonsbai,
welche die minder entwickelten, zum Theil nur periodischen Wassersysteme
dieser Tiefebene aufnimmt. Die nördliche Lage und die vorherrschende
Felsbildung des Bodens erschweren den Anbau des Ungeheuern Länder-
ranmes, in welchem, wie in den Gras- und Waldflächen Südamerikas,
die Ströme die einzigen Straßen bilden.
Pütz, Leitsaden. 14. Aust. £