1873 -
Freiburg im Breisgau [u.a.]
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Vertikale Gliederung der Alpen. §. 51.
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des Montblanc. Der östliche Hauptarm, dessen wichtigste Thäler
sich nach N. oder O. öffnen, hat daher deutsche und einige slavische
Bevölkerung erhalteu, der westliche, zwischen Italien und Frank-
reich, romanische, während die Centralalpen vorzugsweise deutsche
Bewohner enthalten.
Ii. Vertikale Gliederung der Alpen.
In Bezug auf die (absolute) Erhebung der Alpen über den
Meeresspiegel unterscheidet man: Voralpen, Mittelalpen
und Hoch alpen.
a. Die Voralpen finden sich fast ausschließlich auf der Nordseite, welche
weit weniger steil abfällt als die Südseite. Ihr Fuß ruht manchmal schon
auf einer Hochebene von 650 m. absoluter Hohe. Sie erstrecken sich bis zur
Greuze des Baumwuchses hinauf (oder bis 1600 m.) und übertreffen an Höhe
schon alle mitteldeutschen Gebirge. Sie enthalten einen Neichthum an Wäl-
dern und die Frühlingsweiden, bevölkerte Thäler mit Dörfern, Flecken und
Städten.
li. Die Mittelalpeu (1600—2600 m.) reichen von der Grenze des
Vanmwuchses bis zu der des ewigeu Schnees. Sie enthalten die Almen-
oder Alpenweiden, d. h. Triften, welche mit Gras, Blumen und Alpenkräuteru
bedeckt und im Sommer von zahlreichen Heerden belebt sind, wo der Senne
seine „Alpenwirthschaft" treibt. Hier ist zugleich die Heimat der dem Alpen -
lande eigenthümlichen Thiere, der Gemse, des Steinbocks u. s. w.
c. Die Hoch alpen oder die Region des ewigen Schnees und Eises,
welche an der Nordseite der Alpen bei etwa 2600 m., auf der Südseite bei
2860 m. beginnt. Dies ist die Wohnung eines ewigen Winters, wo weite
Schueeselder und Eismassen eine Oberfläche von mehr als 100 Quadratmeilen
bedecken, und nur an Felswänden, die zu steil sind, um dauernden Schnee zu
tragen, ragt das graue, nackte Gestein hervor.
Die Gletscher (in Tirol „Ferner" genannt) sind stromartige Eis-
Massen, bis fünf Stunden lang, welche theils die Schluchten des Hochgebirges
ausfüllen, lheils (mit starker Neigung) in hohen Thalrinnen hangen. Sie
senken sich, wie Lavaströme, in die Cnltnrthäler hinab (vom Montblanc
23 Gletscherarme). Fast nur auf der Nordseite der Alpen finden sich Gletscher,
weil die Südabdachung zu sehr der Sonne ausgesetzt und in der Regel zu
steil ist. Die an ihrem Fuße, oft aus gewaltigen Eispforten, hervorfließenden
wilden, trüben Gletscherbäche bilden mit ihren reichen Wasserschätzen die
nie versiegende Quelle der schiffbarsteu Ströme Mitteleuropas, welche im heißen
Sommer daher ihre reichsten Spenden erhalten, zum Ersatz für das, was die
niedrigen Berge und Hügel alsdauu versagen, wodurch eine gewisse fortwährende
Gleichmäßigkeit der Wafsersülle entsteht.
Die längsten und bedeutendsten Thäler der Central- und Ost-
Alpen folgen der Richtung der Hauptketten von S.-W. uach O.-O.,
so die Läugeuthäler der oberu Rhone, des obern Rheines,
des Inns; gegen Osten: die der Drau und Sau. Hier sammeln
sich die Atpengewässer nicht blos aus deu Hauptthäleru, sonder»