1910 -
Leipzig
: Warting
- Autor: Langenbeck, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Fünfter Abschnitt.
§ 107. D i e Bewohner der Alpen.
In den ältesten Zeiten, ans welcher wir Nachrichten haben, wurden die Alpen
von Kelten und Rätiern bewohnt. Diese wurden zu den Zeiten des Cäsar
und Augustus von den Römern unterworfen und im Laufe der nächsten Jahrhunderte
romanisiert. Ihre Nachkommen sind die Räto-Romanen (Ladiner), welche gegen-
wärtig auf Graubünden, einige Täler Süd-Tirols und die Grafschaft Frianl beschränkt sind.
In den Zeiten der Völkerwanderung drangen in die Westalpen deutsche Stämme.
Burguuden und Alemannen, ein. Die ersteren nahmen rasch die Sprache der von
ihnen unterworfenen römischen Bewohner an und wurden ein Bestandteil des fran-
zösischen Volkes, während die letzteren auch in den Alpen ihre Sprache und Eigenart
sich bewahrten. Die östlichen Täler der Drau, Save, Mur, dagegen wurden von einer
slavischen Völkerschaft, den Slovenen, in Besitz genommen, Mit dem 6. Jahrhundert
begann dann auch im 0. die deutsche Einwanderung. Hier waren es die Bayern,
welche im Lanfe der nächsten Jahrhunderte den Slaven und Romanen auch den größten
Teil der Ostalpen entrissen.
In der Gegenwart ist die Bevölkerung der Ostalpen zu drei Vierteln
deutsch; das letzte Viertel kommt auf die Slovenen und auf Ro-
mauen (Italiener und Räto-Romanen). Im östlichen Teil der Westalpen
sind Deutsche und Romanen an Kopfzahl einander etwa gleich, im süd-
westlichen dagegen leben nur Romanen, meist Franzosen, in den nach
Italien geöffneten Tälern Italiener.
Ackerbau tritt in den Alpen im ganzen zurück. Weideland wiegt vor und bedingt
eine ausgedehnte Viehzucht. Die Erzeugnisse derselben, Butter und Käse, bilden einen
Hanptaussuhrartikel der Alpenländer.
Die Ostalpen sind reich an nutzbaren Mineralien. Die Edelmetalle/ Gold und
Silber^ die früher namentlich in Tirol in Menge sich fanden, sind allerdings größtenteils
abgebaut. Der Bergbau bezieht sich wesentlich auf Salz, Braunkohlen, Eisen- und
Bleierze. Steinkohlen fehlen fast gänzlich. In den Westalpen ist der Bergbau gering.
Andere Erwerbszweige beruhen auf dem Holzreichtum des Gebirges. Namentlich
liefert die Arve ein ausgezeichnetes Material für Schnitzereien und Täfelungen. Auch
wird nach dem holzarmen Italien viel Holz ausgeführt.
Politisch gehört der größte Teil der Ostalpen der Osterreichischen Monarchie
an,und zwar entfallen auf sie die Kronländer: Erzherzogtümer Ober- und Nieder-
Österreich, Herzogtum Salzburg (deutsch), Herzogtum Steiermark, ^Her-
zogtum Kärnten (gemischt deutsch und slov.), Gesürstete Grafschaft Tirol
und Vorarlberg (gemischt deutsch und ital.). Auf die Schweiz kommen die süd-
westlichen Ketten der Ostalpen und der Ostflügel der Westalpen. Ganz gehören den
Alpen an die Kantone Graubünden (gemischt deutsch und räto-romanisch), Tessin
(ital.), Wallis (franz.), Schwyz, Nri, Nnterwalden ob und nid dem Wald,
Luzern, Zug, Glarus, Appenzell inner- und außer-Rhoden (sämtlich
deutsch), teilweise Bern (deutsch) und Freiburg (gemischt deutsch und franz.). Zum
Deutscheu Reich, und zwar dem Königreich Bayern, gehören einige Gebiete
der nördlichen Kalkalpen, zu Frankreich der größte Teil des Südwestflügels (Land-
schaften Savoyen und Dauphine), zu Italien ein schmaler Saum der ganzen
Jnnenzone.
§ 108. Die Westalpen.
Die Westalpen zerfallen in einen südwestlichen und einen Nordwest-
lichen Flügel. Die Rhone vom Genfer See bis zum Knie bei Martigny,
der Paß des Großen St. Bernhard und das Tal der Dora Baltea
von Aosta abwärts bilden die Grenze zwischen beiden. Hier vollzieht sich
der Übergang aus der süduördlicheu in die westöstliche Streichrichtung.
A. Der Südwestflügel (Französisch-Italienische Alpen).
Ausgedehnte Längstäler fehlen. Die Wasserscheide liegt weit östlich.
Die zur Lombardischen Ebene fließenden Gewässer durchlaufen daher nur