1910 -
Leipzig
: Warting
- Autor: Langenbeck, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
§ ^35. Die j)yrenäen-k?albinsel: ?ie einzelnen Landschaften. 211
hielten sich die Goten. Von hier aus begann die allmähliche Rückeroberung, doch gelang
es erst nach mehr als 7 Jahrhunderten, die Araber völlig aus der Halbinsel zu verdrängen.
Während dieser Kämpfe waren vier christliche Staaten entstanden, Aragonien,
Kastilien, Navarra und Portugal, von denen die drei ersteren sich zum Königreich
Spanien vereinigten.
Die in der Halbinsel gesprochenen Sprachen sind romanische und zer-
fallen in zahlreiche, zum Teil recht abweichende Mundarten. In Spanien
ist die castilische Mundart zur Schriftsprache geworden, das Portugiesische
hat sich zu einer selbständigen Schriftsprache entwickelt. Auch im Volks-
charakter, den Sitten und Gewohnheiten zeigen sich in den einzelnen Land-
schafteu große Gegensätze. In den nördlichsten Gebirgslandschaften haben
die Basken ihre alte iberische Sprache bewahrt.
Die Pyrenäen-Halbinsel ist im ganzen ein armes Land. Die Bevölkerung der
Hochländer ist wesentlich auf Viehzucht und einigen Bergbau angewiesen. Die Ter-
rassenlandschaften und die Tiefebene des Guadalquivir dagegen bieten guten Boden
für Getreide-, Obst- und Weinbau, bedürfen jedoch großenteils künstlicher Bewässe-
ruug. An guten Häfen ist die Halbinsel nicht arm. Seehandel, Schiffahrt und Fischerei
spielen daher eine wichtige Rolle. Durch ihre überseeischen Unternehmungen und die
Erwerbung zahlreicher Kolonien erhoben sich im Beginn der Neuzeit beide Staaten
zu hoher Blüte, Spanien sogar eine Zeitlang zur ersten Macht Europas. Aber infolge
schlechter Verwaltung im Innern und unglücklicher Kriege sanken sie rasch wieder herab.
Auch gingen im 19. Jahrhundert die meisten Kolonien verloren. Industrie ist in Portugal
so gut wie gar nicht vorhanden, in Spanien auf wenige Gegenden beschränkt.
1. Königreich Spanien, 500 000 qkm mit 19'/2 Mill. Einw., 39 auf 1 qkm, kon-
stitutionelle Monarchie, eingeteilt in 49 Provinzen, neben denen aber auch die alten
Landschaftsnamen noch in Gebrauch sind. Von den Kolonien sind Spanien nur die
Eanarischen Inseln, Fernando Po und die Rio-Muni-Kolonie in West-
Afrika verblieben.
2. Republik Portugal, 100 000 qkm mit 6 Mill. Einw., 60 auf 1 qkm,
eingeteilt in 8 Provinzen (einschließlich der Azoren). Kolonien: In Asien G oa, Macao
und das östliche Timor, in Afrika Madeira, Kapverdische Inseln, St. Thome,
Portugiesisch-Guinea (Angola), Portugiesisch, Ostafrika.
§ 135. D i e Pyrenäen-Halbinsel: Die einzelnen
Landschaften.
Die Pyrenäen sind ein Kettengebirge, das sich vom Kap de Crens
nach Nnw. bis zum Golf von Biscaya erstreckt. Im Vergleich zu den Alpen
sind sie ein sehr unwirtliches Gebirge. Es fehlen ihnen die ausgedehnten
Längstäler und die zahlreichen Paßübergänge. Die Hauptkämme liegeu
sehr hoch und sinken, abgesehen vom äußersten Osten und Westen, nur an
wenigen Stellen unter 2500 m herab; auch fallen sie nach beiden Seiten
schroff ab. Die Pyrenäen sind daher dem Verkehr sehr hinderlich und bilden
eine scharfe natürliche Grenze zwischen Franreich und Spanien. An Gipfel-
höhe stehen sie dagegen den Alpen bedeutend nach. Nur die höchsten Gipfel
erheben sich in die Region ewigen Schnees, deren Grenze hier nahe bei
3000 m liegt. Die Gletscherentwicklung ist unbedeutend und fehlt an den
Südabhängen fast ganz.
Die Vegetation des Nordabhanges und der alpinen Region gleicht durchaus
der der Alpen. Der Südabhang hat ein ganz anderes Gepräge. In den südlichen Tälern
mit bereits der Ölbaum aus; an den unteren Hängen bildet die Korkeiche zusammen-
hängende Wälder; von 1300 m Höhe bis in die Alpenregion hinein herrscht der Buchs-
bäum.
Der mittlere Teil des Gebirges ist der höchste, wildeste und uuzugäng-
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