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1. Theil 1 - S. 185

1875 - Leipzig : Brandstetter
185 schwingt und das Eisen führt — diese ersten einfachen Werkzeuge, welche das Wappenbild des Bergmanns bilden, die aber fteilich schon seit Jahr- hunderten durch Bohrer und Pulver ersetzt sind. Das „Glückauf" des ein- fahrenden Knappen und das „Komm gesund wieder!" des Dankenden, der „über Tag" bleibt, das „Macht gesund Schicht!" des von der Arbeit Abgelösten und der Wunsch des Andern: „Fahr gesund aus!" finden sich überall in den deutschen Bergrevieren. Doch treten wir nun in das thurmähnliche Gebäude, welches den Schacht überbauet. Die mehr oder weniger gesenkte Oeffnung von pris- matischer Gestalt, etwa 18 Fuß lang und 6 Fuß breit, ist das Mundloch des Schachtes, der auf den Ausstreichenden des Erzganges zunächst be- gonnen, und, wie die Erzader fiel, auch abgesenkt wurde, so daß der Fall bald vom senkrechten „saigern Schacht" zum flachgehenden „Schloppschacht" überspringt. Der Schacht ist die große Heerstraße der Knappen, aus der sie ein- und ausfahren. Neben ihrem Wege fördern mächtige Tonnen die Erze aus der Grube und schütten sie oben von selbst aus. Aus der Tiefe schallt lautes Rauschen herauf, ähnlich einem Wasserfall, der sich wild über Felsen stürzt. Weit und breit auf der ganzen Oberfläche des Gebirges sammelt man jeden Tropfen des flüssigen Elements, das als Regen zur Erde fällt oder als Schneewafier die kleinen Bäche speist, in ziemlich großen Teichen. Von diesen aus führen lange Rinnen die streng vertheilten Wasser nach den Gruben, wo sie als Aufschlagwaster auf die vielen Räder stürzen, die unten im Bergwerk in den Radstuben hängen, und nicht bloß die Tonnen in die Höhe führen, sondern auch die Pumpen in Bewegung setzen, welche das in der Grube angesammelte Wasser zur Oberfläche treiben und aus der untersten Tiefe emporheben. So werden die einen Wasser aus der Tiefe hervorgeholt, die andern fallen sprungweise von Rad zu Rad hinab bis in den Stollen (einen wenig geneigten, fast horizontalen Gang), der dann die ganze Waffermaste oft meilenweit in ein tieferes Thal des Gebirges führt. Je tiefer der Stollen liegt, desto größer ist die Macht der Aufichlagwasser, und aus desto größeren Tiefen kann man das Grubenwaffer heben. Je mehr Master man einer Grube zuführen kann, und je höher dasselbe herabfällt, desto bester geht der Bergbau von Statten; aus Mangel an Master — ein seltsamer Widerspruch — mußte eine Grube ersaufen. Doch haben in der letzten Zeit die Dampfmaschinen gute Dienste geleistet, den Stollen unabhängig zu machen von den Wafferrädern und langen Wasterkanälen. Tag und Nacht arbeiten diese Räder und Stempel, die Lebensorgane der Grube. Wie die Zusammenziehungen des Herzens das Leben destelben verrathen, so ist das Glöckchen, das bei jedem Umgang am Kunstgezeug erklingt, der hörbare Pulsschlag der Wasteradern, die ihren Inhalt zur Oberfläche der Erde schaffen. Wenn dieses Glöcklein verstummt, dann ist Todesgefahr da unten; es fehlt an frischer Luft, böse Wetter bedrohen die Arbeiter, oder die Maschine kann die sich anhäufende Waffermaste nicht
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