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1. Theil 1 - S. 201

1875 - Leipzig : Brandstetter
201 ©puren längst verschollener Zeiten alle Annehmlichkeiten des modernen Lebens durch eine freundliche Gastlichkeit erhöht. Von Samaden aus hat man im Thale die schönste Aussicht auf das Thal von Pontrestna, auf den Bernina und seine Gletscher, unter denen der Morteratsch am tiefsten sich in's Thal senkt. Von Samaden gelangt man in den freundlichen Flecken Celerina, mit welchem das Gebiet der Wiesen abgeschlossen ist. Gar bald ist der waldige Querdamm überschritten und wir besinden uns in dem Dorfe St. Moritz. Wir betreten das Ge- biet der Seen und den Cyklus der Quellen. Es ist ein ebenso schönes als wunderbar überraschendes Naturbild, wenn man vom Julier herabkommend nach und nach die ganze Herrlichkeit dieses Panorama's des Seengebietes sich entfalten sieht. Die lichte Fläche jener klaren Seen mildert sanft den ernsten Ein- druck der hohen himmelansteigenden Felsenmauern mit ihren zackigen Spitzen und Gräten und dem eisigen Hauche ewiger Firne, unschmelzbarer Gletscher. In der durchsichtigen Fluth spiegeln sich die Wiesen des Ufers, die Wälder der Bergabhänge mit den eleganten Lärchentannen und der königlichen Arve, jener Ceder der südlichen Alpen. Die Schneegeftlde der hohen Re- gionen bilden auf der glatten Spiegelfläche der Seen ein Gemälde von unendlichem Reize, und das rosige Alpenglühen mit seinem zarten Hauche wird durch den feuchten Glanz der Wellen zum anmuthigsten Bilde. Den von Fedoz herkommenden wilden Sohn der Gletscher hegen und pflegen die freundlichen Nymphen der Seen und möchten ihn gerne in ihrer Alpen- heimath zurückhalten, aber unaufhaltfam flieht er von der Einen zur An- dern, bis er aus dem St. Moritzer See kommend gewaltsam sich ihren Liebkosungen entreißt und bereits als Jnnstrom über einen breiten Abhang mit schäumenden Wellen sich herabftürzt, um weite Lande bis an das ferne Meer zu durchlaufen. Ein treues Bild der Bewohner seines Thals. Grünende Matten, große und freundliche Dörfer mit den schönen weißen Häusern und zierlichen Gärten, Saatfelder und Laubholz, selbst noch Frucht- bäume wechseln ab mit jenen stillen Seen von Sils, von Silvaplana, von Campför und von St. Moritz. Des Menschen Fleiß und des Fleißes Kind, der Wohlstand, prangen unter jenen herrlichen Gaben der Natur. Am nördlichen Abhange zieht sich als ein Band an dem ganzen Thale entlang, in zahlreichen Windungen bei Silvaplana am Julier emporklim- mend, die große Straße, welche von der Lombardei in's Tyrol, vom Engadin in das rhätische Vaterland, in das stets dem Engadiner an's Herz gewachsene Veltlin und in die italienische Ebene führt. Für jede Stimmung des Gemüths findet der Wanderer in diesem Gebiete der Seen den geeignetsten Ruhepunkt. Vom Maloja liegt seitlich das Fextthal, dessen höchste bewohnte Häuser, auf 6600 Fuß, die höchsten des gesummten Europa's sind. Von hier führt ein einsamer Pfad durch Berge, über Felsen und Gletscher in das Rosegg-Thal und das eisige Reich der Bernina. Sils-Maria in seiner stillen Einsamkeit, mit seinen
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