1875 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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und Silber fallen mit gutem Klange in die Näpfe, und die Aermsten
scheinen die bereitwilligsten Geber zu sein.
Es scheint immer Jahrmarkt zu sein, so groß ist die Zahl der Buden
und Zelte. Nach der Seine zu macht die Schaulust der Eßlust Platz-
Auf glühenden Kohlenbecken oder scharf geheizten Oefen werden papier-
dünne Waffeln und improvisirtes Krausbrod oder in Fett schmorende Kar-
toffeln und duftende Bratwürste oder die stets beliebten Cotelettes zuge-
richtet, der kalten Speisen und des unentbehrlichen Salates zu geschweigen.
Obst von allen Sorten und Gebäck in allen Formen, in Körben umher-
getragen. Wein, Bier und Kaffee fehlen nicht. Doch begnügen ffch Viele
mit Cpcy, einem aus Wasser und Süßholz bereiteten Getränk, dem bis-
weilen ein Ausguß von Citronenschale beigemischt ist. Mit Einbruch der
Nacht erscheinen überall Lichter und Lampen, nah gerückte Reverberes
säumen beide Seiten der großen Fahrstraße ein. Kein Verkäufer ist so
arm, er zündet ein Lichtchen an; auch vor dem Geiger und Flötenbläser
brennt eins zu seinen Füßen. — Die Marionettentheater und alle Schau-
stellungen schmücken sich mit weißem und buntem Lichte, je nach Verhältniß
ihrer Größe und der Zahl ihrer Gäste. Die drei großen Cafs's aber,
die zugleich Restaurationen sind, hängen ihre prächtigen Lampenguirlanden
aus, oder es erscheint ein gewaltiger Adler mit gebreiteten Flügeln in
Brillantenschmuck, und aus den blumengeschmückten Pavillons erschallen
lockend die Stimmen der Sänger und Sängerinnen, das Lachen und Ge-
plauder der Menge einen Augenblick unterbrechend.
Paris und die Blague.
Ich schlug den Mantel fester um die Schultern, denn der Wind blies
kalt aus Nordwest und fegte mir den Sprühregen in's Gesicht, da ich,
um nach der Passage de l'opera zu gehen, den Pont au Change vom
Palais de Justice her passirte. Nichts treibt mehr zur Eile an als solch'
feuchtes Januarwetter, dessen unbehagliches Zwitterwesen uns am Winter
irre werden läßt; man möchte, wie der Meister in Maria Magdalena,
zur Natur sagen: ich verstehe die Welt nicht mehr. Aber indem ich den
Platz du Chatelet kreuzte, wurde unwillkürlich meine Aufmerksamkeit durch
eine dichte Gruppe angezogen, die sich unweit der Siegessäule um ein
mit zwei Schimmeln bespanntes Fuhrwerk drängte. Es war ein Wagen
mit zwei Abtheilungen, wie man ihn wohl im Gefolge von Kunstreitern
sieht, der vordere Theil ein Mittelding zwischen einem Kutscherbocke und
einer kleinen Tribüne, von der herab ein Mann im schwarzen Frack die
Menge haranguirte. Oben, auf der Imperiale des Gefährtes, schlug ein
kleiner, in eine Hanswurstjacke gesteckter Bube die Trommel und gab damit
den Tact und Grundton für zwei erwachsenere Musikanten in ähnlichem
Coftüm an, die aus ausgedienten Blechinstrumenten ohrenzerreißende Stu-
dien trieben. Ihre künstlerischen Bemühungen wurden mit glänzendem
Erfolg gekrönt, denn sie machten, trotzdem daß die Lust mit Wasserdampf