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1. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 260

1875 - Leipzig : Brandstetter
260 Aus dem Elsaß. Wenn wir im Schnellzug unter vollem Dampf die Bahn Mühl- Hausen ab nach Straßburg rasch durchziehen, so überschauen wir mit Einem Blick die Gestaltung des elsässischen Bodens. Derselbe stellt sich in drei von einander unterschiedenen Zonen dar. Im Westen erhebt sich die Gebirgskette der Vogesen — der Wasgenwald unserer deutschen Altvordern, der Wasichenstein der Sage —**) gleich einem natürlichen Wall zwischen dem Innern von Frankreich und dem Becken des Rheins. Ein Saum von Hügeln und Weinbergen umfaßt den Fuß der Kette, den Uebergang bildend von der höhern Region zu der Ebene. Dann dehnt sich das Flachland selbst aus, einförmig, niedrig, eben, dem Rhein entlang ziehend in einer Länge von 200 Kilometern oder 27 deutschen Meilen, von Basel bis Lauterburg, die Hügelregion und den zu Elsaß gehörenden Theil der Vogesen zusammen an Flächeninhalt übertreffend. Diese drei Zonen sind durch ihre geognostische Beschaffenheit, durch den Anbau, wie durch die äußere Gestalt des Bodens scharf getrennt. Jede hat ihr eigentümliches Klima, ihre eigentümliche Vegetation. Im Hochgebirge sehen wir nur Wald und alpenähnliche Weiden; die Hügel- region ist mit Reben bedeckt, das Flachland hat besonders Kornbau. Dem Rhein parallel, das Elsaß von Süden nach Norden durch- strömend, läuft die Jll oder Ell (lateinisch Alsa), welche Land und Leuten den Namen gegeben hat: Elsassen oder Elsässer. Sie entspringt im Jura, ihre Zuflüsse empfängt sie aber alle auf linker Seite von den Vogesen. Ihr Wasserstand ist sehr ungleich; auf lange Trockenheit folgen Ueberschwemmungen. Ein oberelsässisches Sprüchwort lautet: „Die Ell geht wo sie well!" Der Boden der elsässischen Ebene erhebt sich kaum einige Meter über den Rhein, dessen Meereshöhe in Colmar 200, in Straßburg nur 144 Meter beträgt. Er besteht aus Lehm, Sand oder kleinen Rollsteinen, welche theils durch den Rhein, theils durch die Jll und ihre vogestfchen Zuflüsse abgelagert wurden. Eine schwache Bodenfalte, auf deren Rücken sich der Rhone-Rhein-Kanal von Süden nach Norden hinzieht, zeichnet die Grenze zwischen den Diluvium-Gebilden von vogesischem Ursprung und denen des Rheins, dessen Rollsteine andere sind. Wo das Geröll vor- herrscht, ist der Boden dürr und trocken, mit Gebüsch bewachsen, wie im Hardtwald, im Kardenwald (Kartenwald) und in der Gegend zwischen Hagenau, Sulz und Selz. An den fruchtbaren Stellen erscheinen große Wiesen. Kommt aber der fruchtbare Lehm über die Oberfläche, so ge- *) Nach Charles Grad, einem geborenen Elsässer, Verfasser der Lssais sur le climat de l'alsace et des Vosges (Mulhouse 1870), Skizzen aus Elsaß und Vo- gesen im Ausl. 1871, 20 ff. **) Der römische Name Möns Vösegus wurde von den Franzosen in les Vosges umgebildet, aus welchem die Deutschen dann wieder „Vogesen" machten.
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