1875 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August W.
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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deihen fröhlich die Getreidefelder, mit Pflanzungen aller Art gemischt,
auf beiden Ufern der Jll, von Mühlhausen bis unterhalb Straßburg.
Ein gesegnetes Land ist dieses Flachland des Elsasses; allein die
mittlere Hügelregion erfreut sich eines noch reichern Wohllebens. Vor
Allem wird dort der Weinbau getrieben. Nirgends gibt der Boden einen
so hohen Ertrag, nirgends hat er einen so hohen Werth. Prachtvolle
Reben bedecken die unteren Bergabhänge und ziehen sich am Eingange
der Thäler unter der erwärmenden Mittagssonne hin, bis auf eine
Höhe von mehr als 400 Metern ü. M. Die absolute Höhe der Hügel-
region schwankt meistens zwischen 300 und 400 Metern. Die Hügel
liegen theils wellenförmig am Fuße des Gebirgs, theils strecken sie sich
wie Vorgebirge der Ebene entgegen. Sie bieten die schönsten Blicke
in die lachende Rheinebene und in die grüne Romantik des Berg-
landes; eine Menge von Schlössern prangen eines neben dem andern,
an das alte Wort erinnernd:
Drei Schlösser auf einem Berg,
Drei Kirchen auf einem Kirchhof,
Drei Städte in einem Thal
Hat ganz Elsaß überall!
Diese Hügelregion, 1 — 3 Kilometer breit, erweitert sich gegen Norden
zwischen Zabern und Weißenburg, aber auch im Sundgau zwischen Thann,
Belfort und Mühlhausen, wo sie das ganze südliche Elsaß bis zu den
ersten Stufen des Juragebirges einnimmt. Sie besteht meistens aus
Tertiärbildungen (Grobkalk, Süßwasserkalk), bisweilen aus Sandstein oder
Kalkschichten des Jura und buntem Sandstein.
Durch tiefe Thäler erheben wir uns über die Weingaue und betreten
das Innere der Bergregion. Grüne Wiesen, die sich längs der rauschen-
den Gebirgsbäche ausdehnen, deuten hier besonders auf Viehzucht.
Auf die Wiesen folgt Wald, dann wieder Alpenweiden oder kahle Fels-
stürze. Der obere Theil der Vogesen ist ganz von unübersehbaren Wal-
düngen und stellenweis mit Weiden bedeckt. Die strenge Witterung
erlaubt kaum auf einigen gut geschützten Abhängen den Anbau von
kleinen Korn- und Kartoffelfeldern; auf den höchsten Gipfelflächen liegt
der Schnee von Anfang Oktober bis in den Maimonat hinein.
Wie im Schwarzwald, gegenüber auf der andern Seite des Rheins,
finden sich auch im Wasgenwald auf den höchsten Flächen, von ftnstern
Tannenwäldern umgeben, kleine dunkelfarbige Seen; einige derselben, wie
der Sternsee und der Weiße See, zeichnen sich durch die kraterartige Gestalt
ihrer Becken aus und die Bergbewohner behaupten, sie hätten eine un-
ermeßliche Tiefe, bis zu den untersten Abgründen des Meeres reichend.
Einige dieser kleinen Seen verdanken ihre Entstehung wahrscheinlich den
Gletschern, welche während der Eiszeit auch in die Thäler der Vogesen
hinabstiegen und dort unverkennbare Spuren ihres Daseins zurück-
ließen — geritzte Rollsteine und moränenartige Steinwälle.