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1. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 344

1875 - Leipzig : Brandstetter
344 Geleitsrecht auf den Heerstraßen und die Rechtspflege in der Stadt dem Reichsschultheiß, der aber nur unter dem Beirath von Schöffen urtheilen durfte, übertrug. Auch die 1330 erfolgte Erwerbung des Schultheißen- amtes, das inzwischen aus Geldmangel dem Burggrafen verpfändet worden war, durch den Bürger Konrad Groß, der sich auch den Bann und Zoll verschreiben ließ, ja sogar der Ankauf des Burggrafen- schlosses durch die Stadt (1427) vermochten den Räubereien kein Ende zu setzen; denn die Burggrafen, jetzt auch Markgrafen von Brandenburg, hatten wohl ihre Rechte, nie aber ihre Ansprüche aufgegeben. Besonders blutig und verheerend war der Krieg gegen Albrecht Achilles (1449 und 50), mit dem 17 Fürsten, 15 Bischöfe und der größte Theil des fränkischen Adels verbunden waren. Außerdem hatte sich die Stadt fortwährend der Angriffe des räuberischen Landadels zu erwehren, der an ihren Grenzen zahlreiche Burgen besaß. Am verwegensten trieb es Ritter Eppelein von Gailingen, der fast fünfzig Jahre lang der Schrecken und Plaggeist der fränkischen Städte war, aber zuletzt doch auf dem Rabenstein für seine Frevelthaten büßte. Die Sage, die ihn vielfach verherrlicht und zum Grundtypus eines Raubritters gestempelt hat, meldet auch, daß er einmal, bereits zum Tode verurtheilt, nur durch einen tollkühnen Sprung über den Nürnberger Stadtgraben sich rettete und seine Feinde damit neckte, daß er ihnen zurief: „Die Nürn- berger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor." Auch im Innern der Stadt ging es nicht ohne blutige Kämpfe ab. Die Geschlechter hatten sich nach und nach in den Alleinbesitz der Raths- fähigkeit gesetzt, wodurch den übrigen Bürgern und den Gewerken, die bereits im 14. Jahrhundert zu hoher Blüthe gelangt waren, die Theil- nähme an der Regierung gänzlich entzogen war. Dies erregte deren Unzufriedenheit, und so kam es 1348 zu einem blutigen Ausstande, durch welchen der Rath vertrieben und eine neue, demokratische Regierung eingesetzt wurde. Da sich aber diese als gänzlich unfähig erwies, so gelang es bald, das alte Regiment wieder herzustellen. Alle diese Kämpfe trugen nur dazu bei, daß das Gemeindewesen sich immer kräf- tiger consolidirte; sie schützten vor der bei dem zunehmenden Reichthum sonst unausbleiblicher Verweichlichung und Ueberhebung. und verliehen der Stadt als der mächtigsten im Schwäbischen Bunde auch nach außen immer größeres Ansehen, ihrer Stimme in Reichsangelegenheiten immer mehr Gewicht Gegen die Markgrafen und deren Genossen schützte sie sich durch starke Mauern mit festen Thürmen; zum Schutze ihres Handels hielt sie ein ansehnliches Heer, und den inneren Frieden sicherte sie durch Aufnahme von acht Gewählten aus den Gewerken in den Rath. So ging Nürnberg einer Blüthe- und Glanzperiode entgegen, wie sie wenigen Städten unseres Vaterlandes beschieden war. Sein Handel hatte im 15. Jahrh. die größte damals denkbare Ausdehnung gewonnen. Begünstigt durch seine geographische Lage an der von Süden nach
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