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1. Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein und der Freien und Hansestadt Lübeck mit ihrem Gebiete - S. 8

1910 - Breslau : Hirt
8 Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein. 3. Die Vorgänge bei der Vereisung haben wir uns ebenso zu denken, wie sie bei den Gletschern der Alpen zu beobachten sind. Die Gletscher haben die Eigen- tümlichkeit, daß sie sich den Formen ihres Bettes anschmiegen, aber auch alles irgend- wie bewegliche Material, das sie auf ihrem Wege finden, in sich aufnehmen und mit sich führen. Größere und kleinere Gesteine rollen von den Talabhängen auf sie herab und bilden die Oberflächenmoränen (Seiten- und Mittelmoränen). Gesteins- blöcke, die sie von unten in sich aufnehmen, oder die von oben durch die Spalteu bis an die untere Fläche des Gletschers gedrungen sind, polieren und kritzen wie Zähne die Felsen, zermalmen weicheres Material und werden dabei selbst zermalmt. Dringt man durch das Gletschertor unter die Eismasse, so findet man, daß diese nicht unmittelbar auf dem Felsboden ruht, sondern durch eine Lage von Sand, Grus und Schlamm mit eingebetteten Steinblöcken davon getrennt ist (Grundmoräne). Wo der Gletscher sein Ende erreicht, türmt sich, zusammengesetzt aus dem Material von Oberflächen- und Grundmoräne, eine Endmoräne auf. Zieht der Gletscher sich zurück, so breitet sich die Endmoräne zu einer größeren, verhältnismäßig ebenen, aus losen Trümmermassen gebildeten Stufe aus. Dringt er aber vor, so schiebt er das lockere Material der Endmoräne vor sich her und zu wallartigen Endmoränen zusammen. 4. Wo das Inlandeis ein ganzes Land bedeckt hat, fehlt die Oberflächenmoräne fast ganz. Aber sonst sind die Erscheinungen dieselben. Auf seinem langen Wege von Skandinavien nach S nahm der Gletscher, der unser Land bedeckte, überall den Witterungsschutt des Bodens in sich auf und führte von Skandinavien eine Menge von Felsblöcken, größeren und kleineren Steinen, Grus und Sand, in den unteren Eisschichten eingefroren, mit sich. An dem Gestein des norddeutschen Grundgebirges staute sich die Eismasse, quoll aber schließlich darüber hiuweg, wobei die scharfen Kuppen abgerundet wurdeu und das abgetragene Gestein wieder weitergeführt wurde. Unter der ungeheuren Eislast wurden die Schuttmassen größtenteils zerrieben zu einem blauen kalkhaltigen Ton, der mit Sand und Steinen verschiedener Größe durchsetzt ist. Diesen Ton, der die Grundmoräne des Gletschers bildete, nennt man den unteren Geschiebemergel. So war dann, als in der Jnterglazialzeit das Eis zurücktrat, das Gruudgebirge überall von dem Geschiebemergel überdeckt. Auf dem neuen Boden bildete sich bald eine Pflanzen- und Tierwelt ähnlich der der Jetztzeit. 5. Die zweite Vergletscherung, die auf die Jnterglazialzeit folgte, war der ersten ähnlich. Diesmal rückte das Eis in unserem Lande in ostwestlicher Richtung vor und ist dabei vermutlich nicht über die westliche Grenze des Landes hinaus- gedrungen. Aus der Grundmoräne dieser Eisdecke entstand der obere Geschiebe- mergel. Diese zweite Vergletscherung, die die obere Schicht des Diluviums mit seinen Hügeln und Tälern gebracht hat, hat dem Lande seine endgültige Oberflächen- gestalt gegeben. Aus dem Geschiebemergel, dem unteren sowohl wie dem oberen, ist durch Verwitterung und durch Auswaschung der kalkigen Bestandteile der Geschiebe- lehm entstanden, aus diesem wiederum durch ähnliche Vorgänge der Geschiebesand mit mehr oder weniger lehmigen Bestandteilen. Wo die Verwitterung besonders kräftig war und der Geschiebemergel viele sandige Bestandteile enthielt, ist eine nicht
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