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1. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 3

1907 - Breslau : Hirt
Allgemeine Übersicht. 3 ruht, und nur Hausfrauen, Greise, Greisinnen und kleine Kinder bleiben daheim. Die Mäher und Wenderinnen, welche weit entfernt vom heimischen Herde auf den luftigen Höhen arbeiten, errichten sich weithin leuchtende, niedrige Leinwandzelte, welche sich wie ein militärisches Lager ausnehmen. In diesen Zelten übernachten sie, meist drei bis vier an der Zahl, auf aufgestapeltem Heu oder suchen darin Unterkunft bei schlechtem Wetter. Am Morgen, Mittag und Abend sieht man flinke Jungfrauen, bunt bemalte Kötzen (Tragkörbe) auf dem Rücken, leichtfüßig die Berge hinaufeilen, um den Heu- machern Speise und Trank zu bringen. Von welcher Bedeutung diese Ernte für den Rhöner ist, geht daraus hervor, daß 3—4 Tausend Menschen zu gleicher Zeit sich an ihr beteiligen. Nach der Heuernte geht es zum „Schniet" (Getreideschnitt) und nach demselben mit dem Dreschflegel zur Scheune. Die Vorderrhön, die sich an der Hanne und Ulster ausdehnt, ist ein aus zahlreichen Kuppen bestehendes, freundliches Bergland mit schönen Waldungen und fruchtbaren Tälern. Der höchste Berg der Vorderrhön ist die Milseburg <833 m), wegen ihrer Gestalt vom Volke „Heufuder" und „Totenlade" genannt*). Nah dabei ist die Steinwand oder Teufelsmauer, eine säulenartig zerklüftete Felsmasse, die wie eine Wand aufsteigt. Die anf der Rhön entspringenden Gewässer fließen zur Fulda (Haune), zur Werra (Ulster) und zum Main (Kinzig). (Siehe Bild S. 45.) Der Vogelsberg. Er erhebt sich dem Rhöngebirge gegenüber auf der linken Seite der Fulda. Seine Hauptmasse liegt im Großherzogtum Hessen-Darmstadt, aber seine Aus- lauf er ragen in unsere Provinz hinein. Er breitet sich nach allen Seiten hin strahlenförmig aus. Seiu höchster Punkt ist der Taufstein (772 in). Auf demselben liegt ein großer, ausgehöhlter Stein, den Bonifatius als Taufbecken benutzt haben soll. Das Gebirge ist sehr quellenreich. Das Wasser von etwa 140 Quellen wird gesammelt und in einer mächtigen Röhrenleitung der Stadt Frankfurt zugeführt. Die Gewässer fließen nach allen Richtungen der Windrose zur Fulda, zum Main und zur Lahn. Auf der Höhe ist es sehr rauh, der Volkswitz sagt, man mache „das letzte Ofenfeuer einen Tag vor Johannis und das erste einen Tag nach Johannis". Der Westabfall nach der Wetterau und der Südabfall nach dem Kinzig- und Maintal sind milder. Da die Ernte in diesen Tälern einige Wochen früher eintritt als im Vogels- berg, so gehen viele Leute vom Gebirge ins Tal zur Arbeit. Bedeutend ist die Vieh- zucht (Vogelsberger Rindvieh, Schafes. Mineralquellen finden sich in Salz- schlirs. Durch den „Landrücken" ist der Vogelsberg mit der Rhön verbunden. Das Hessische Berg- und Hügelland. a. Zwischen Fulda und Werra. An die Vorderrhön schließt sich nördlich der Seulingswald, auch Süllingswald genannt. Er ist eine große Waldstrecke voll mächtiger Buchbäume, voll tiefer, einsamer Schluchten und stiller Waldwiesen, in denen man nichts hört als das Hacken des Spechtes und das Schreien des Hähers, ehedem besonders reich an Wildbret, zumal voller Hirsche und Wildschweine, welche da von niemand gestört wurden als einmal im Jahre von den hessischen Landgrafen, welche im Spätsommer im alten Schlosse Friede- wald ihr Hoflager zu nehmen und von dort aus große Schweinehatzen anzustellen pflegten 3). Nördlich vom Seulingswald liegt das Richelsdorfer Gebirge. Hier wurde früher in Bergwerken Kupferschiefer und Kobalt gegraben, jetzt wird nur noch Schwerspat gewonnen. 1) St. Gangolfsbrunnen. H. H. S. 22. 2) Bauernleben auf dem hohen Vogelsberg. H. H. S. 75. 3) Das Nadelöhr im Seulingswald. Il-El S. 78. 1*
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