1899 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Hrsg.: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1889
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Niedersachsen
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Ortschaftskunde, — R.-B. Hildesheim.
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recht eigentlich die Hauptstadt des Oberharzes, ist der Sitz des Ober-Bergamts und anderer
Bergbehördeu. hier blühen die Bergakademie, die Bergschule und andere Bildungs-
anstalten für Forst- und Grubenbetrieb. Die Bewohner der Bergstädte haben viele Ein-
nahmen durch die Fremden, die hier Sommerfrischen oder Heilstätten suchen, namentlich
St. Andreasberg, dessen oberes Ende mit 650 in die höchste Ortslage im Harze er-
reicht. Den Andreasbergern bringt die Zucht der Kanarienvögel jährlich über 100000.//
Reingewinn, gegen 35000 Stück werden jährlich verkauft, und die „Harzer Roller"
wandern weithin übers Meer.
Am Harzrande: Lauterberg, an der Oder, vielbesuchter Heilort mit Kaltwasser-
Heilanstalt. In der Nähe der schöne Wiesenbecker Teich und die Trümmer des im
7jährigen Kriege von den Franzosen zerstörten Schlosses Scharzsels. ■— Herzberg, St.
vor dem malerischen Sieberthale, hat ein schöngelegenes Schloß. — In Osterode
befindet sich das Kornmagazin, aus dem die Bergleute des Oberharzes zu möglichst bil-
ligen Preisen Korn empfangen. Die Stadt, die im 15. Jahrh. der Hansa angehörte,
blüht jetzt durch Gewerbfleiß in Wollen- und Leinenwaren und durch ergiebige Gips-
brüche und ist sehr anmutig gelegen (Heines „Moosrose im Grün"). 6921 E.
6. Grafschaft Honstein und Amt Elbingerode, erstere ganz, letz-
teres nahezu von fremdem Gebiete eingeschlossen.
Die Grafschaft H. führt ihren Namen von der Burg Houstein, dem Sitze eines
mächtigen, jetzt längst erloschenen Grafengeschlechts. Die Burg wurde im 30jährigen
Kriege zerstört, aber bedeutende Überreste sind vorhanden. — Ilfeld ist bekannt durch
seine Klosterschule (Gymnasialklassen von Tertia bis Prima), die sich seit 1546 aus
einem Prämonstratenser-Kloster entwickelt hat. — Elbingerode, an der Scheide vom
Ober- und Unterharz, 460 in hoch, im 11. Jahrh. von Transalbingiern aus Holstein
gegründet, liegt im Gebiete des Brauneisensteins, der in Rothehütte in großartigen Werken
verhüttet wird.
e. Fürstentum (Bistum) Hildes heim, n.w. vom Harz. Das Bistum
wurde 1803 säkularisiert (d. h. in weltliches Gebiet verwandelt), 1815 mit
Hannover vereinigt.
An der Leine: Alfeld, St. in prächtiger Lage an den Sieben Bergen. Das
Rathaus in der Renaissance-Bauweise') ist im 16. Jahrh. vollendet. Große Papierfabrik,
die weitbekannte Reichesche Tierhandlung. — Elze wurde 796 von Karl d. Gr. zum
Sitz eines Bistums ausersehen, bald jedoch trat Hildesheim an seine Stelle. — Nord-
stemmen, Eisenbahnknotenpunkt. Jenseits der Leine auf dem Schulenburger Berge das
unter Georg V. erbaute gotische Schloß Marienburg.
Gebiet der Innerste und Harzrand. Hildesheim, von Ludwig dem Frommen
im Anfange des 9. Jahrh. zum Sitz eines Bischofs erhoben, ist noch jetzt Hauptort des
gleichn. Sprengels; von den 38977 E. sind jedoch fast ^lutherisch. Durch kunstsinnige
Bischöfe, namentlich den heiligen Bernward (993—1022), wurde H. mit einer Fülle der
schönsten romanischen2) Kirchen ausgestattet, dazu gehören die Godehardt- und die
Michaeliskirche und der Dom mit der Christus- und der (unechten) Jrmensänle und dem
300jährigen Rosenstocke. Von der Blüte des Bürgertums im 15. und 16. Jahrh. zeugen
das Rathaus und zahlreiche wohlerhaltene Privathäuser, die in der Renaissance-Bauweise
ans Holz erbaut sind, darunter ist das (frühere) Knochenhauer-Amthaus das fehens-
werteste. So heißt Hildesheim mit Recht „das Nürnberg des Nordens". Die auf-
blühenden Gewerbe verwerten namentlich die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der wohl-
habenden Umgegend. — In Bezug auf öffentliche und Privatbauten ist der Bischofsstadt
1) Diese lehnt sich an die Bauweise des klassische» Altertums an. Sie blühte
namentlich im. 16. Jahrh. nach der gotischen zur Zeit der „Wiedergeburt" (Renaissance)
durch Künste und Wissenschaften. S. auch Bild S. 57.
2) Rundbogen-Banweife, die vor der gotischen in W.-Europa herrschte (f. S. 54).