1875 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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fäbeit gestickten Schuhe und Stiefeln, welche in langen Reihen aus jener
Bude glänzen, sind da ebenfalls verfertigt worden, und der Schuster
hämmert rüstig auf die ungefügige Sohle von Kameelhaut los, so daß
sie sich schüsselförmig ausdehnt, gleich der Kupserplatte unter dem Hammer
seines Nachbars, des Kupferschmiedes, welcher an einem Kohlenbecken ar-
beitet, und draußen vor den Kaufläden hat der Sattler die Straße ent-
lang mehrere Büffel- und Pferdehäute ausgebreitet, um sie unter den
Füßen der Vorübergehenden und den Hufen der Thiere gerben zu lassen.
Ebenso setzt der Schneider auf dem Markte sein olivengrünes, mir schwar-
zen oder goldenen Arabesken reich verziertes Wamms zusammen, das
die phantasiereiche Jugend mit sehnsüchtigen Blicken betrachtet. Ebenso
sehen wir den Schwertfeger in seinem Laden mit einem Panzerhemde
beschäftigt, das ihm vielleicht vom Stamm der Kinder Ruwala*) zum
Ausbessern geschickt wurde, das er aber beim Nahen eines vornehmen
Herrn schnell fallen läßt, um wie von ungefähr eine Klinge von tlldlln
(echtem Damascenerstahl) hin und her zu wenden, damit dieser sehen
möge, wie es an ihr lebt und tvebt von wundersamen Ameisen?*)
Die zahllosen Pasteten- und Zuckerbäcker, deren Berühmtheit wir schon
aus Tausend und Einer Nacht kennen, haben ihre leckern Kuchen und na-
menreichen Zuckerwaaren, ihre gewürzigen, süßen und pikanten Tränkchen,
ihre farbenreichen Gelbes und Fruchtsäste in Dutzenden von Täßchen und
Schüsselchen aus dem langen Ladentisch so bequem aufgestellt, daß der
Vorübergehende nur die Hand auszustrecken braucht, um seinen Appetit
im Husch zu befriedigen, während sie selber beschäftigt sind, einige Ladungen
Schnee zu bergen, der in dicke wollene Decken gehüllt lange vor Sonnen-
aufgang in Men in***) geladen, und trotz der Hitze des Monats August
wohlbehalten als vollkommen feste Masse angekommen ist. Gleich darauf
erscheint die Eismaschine. Ihre Mischung ist bald beendigt, und während
die herbeigelockten Näscher mit Ungeduld ihren Schwingungen folgen, kom-
men die Diener der Nachbarn mir der weißen futa (Serviette), um das
tägliche Quantum Schnee zu holen, ohne welches der wohlhabende Damas-
cener in der wärmeren Jahreszeit nicht gern sein Wasser trinkt. Diesmal
*) Die Ruwala sind der mächtigste Zweig der Anese oder desjenigen großen
Beduinenstammes, welcher von Aleppo bis an die ersten ägyptischen Dörfer hinab die
Westgrenzen der syrischen Wüste bewohnt.
**) „Ameisen" ist der Ännstausdrnck für die gleichsam beweglichen, in einander
laufenden Kreise in Wellenlinien der Damasccner Klinge, die jedoch nicht mehr in
Damascus verfertigt wird, sondern in bester Qualität aus den nördlichen Provinzen
Persiens und ziemlich häusig, aber weniger werthvoll ans Jsfahaner Fabriken kommt.
***) In der Nähe des an der Straße von Damascus nach Sednaja gelegenen
quellenreichen Dorfes Menin ist eine Gebirgskluft, in welcher die dortigen Bauern
während des Winters Schnee aufspeichern, den sie mit einer Lage Erde gegen Sonne
und Luft schützen und in den heißeren Monaten nach Damascus und den Küstenstädten
verführen. Da dieses Geschäft gewinnbringend ist, versuchten es vor einigen Jahren
auch die Drusen vom Hermon, doch, wie es scheint, ohne Erfolg.