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1. Theil 2 - S. 14

1875 - Leipzig : Brandstetter
14 fäbeit gestickten Schuhe und Stiefeln, welche in langen Reihen aus jener Bude glänzen, sind da ebenfalls verfertigt worden, und der Schuster hämmert rüstig auf die ungefügige Sohle von Kameelhaut los, so daß sie sich schüsselförmig ausdehnt, gleich der Kupserplatte unter dem Hammer seines Nachbars, des Kupferschmiedes, welcher an einem Kohlenbecken ar- beitet, und draußen vor den Kaufläden hat der Sattler die Straße ent- lang mehrere Büffel- und Pferdehäute ausgebreitet, um sie unter den Füßen der Vorübergehenden und den Hufen der Thiere gerben zu lassen. Ebenso setzt der Schneider auf dem Markte sein olivengrünes, mir schwar- zen oder goldenen Arabesken reich verziertes Wamms zusammen, das die phantasiereiche Jugend mit sehnsüchtigen Blicken betrachtet. Ebenso sehen wir den Schwertfeger in seinem Laden mit einem Panzerhemde beschäftigt, das ihm vielleicht vom Stamm der Kinder Ruwala*) zum Ausbessern geschickt wurde, das er aber beim Nahen eines vornehmen Herrn schnell fallen läßt, um wie von ungefähr eine Klinge von tlldlln (echtem Damascenerstahl) hin und her zu wenden, damit dieser sehen möge, wie es an ihr lebt und tvebt von wundersamen Ameisen?*) Die zahllosen Pasteten- und Zuckerbäcker, deren Berühmtheit wir schon aus Tausend und Einer Nacht kennen, haben ihre leckern Kuchen und na- menreichen Zuckerwaaren, ihre gewürzigen, süßen und pikanten Tränkchen, ihre farbenreichen Gelbes und Fruchtsäste in Dutzenden von Täßchen und Schüsselchen aus dem langen Ladentisch so bequem aufgestellt, daß der Vorübergehende nur die Hand auszustrecken braucht, um seinen Appetit im Husch zu befriedigen, während sie selber beschäftigt sind, einige Ladungen Schnee zu bergen, der in dicke wollene Decken gehüllt lange vor Sonnen- aufgang in Men in***) geladen, und trotz der Hitze des Monats August wohlbehalten als vollkommen feste Masse angekommen ist. Gleich darauf erscheint die Eismaschine. Ihre Mischung ist bald beendigt, und während die herbeigelockten Näscher mit Ungeduld ihren Schwingungen folgen, kom- men die Diener der Nachbarn mir der weißen futa (Serviette), um das tägliche Quantum Schnee zu holen, ohne welches der wohlhabende Damas- cener in der wärmeren Jahreszeit nicht gern sein Wasser trinkt. Diesmal *) Die Ruwala sind der mächtigste Zweig der Anese oder desjenigen großen Beduinenstammes, welcher von Aleppo bis an die ersten ägyptischen Dörfer hinab die Westgrenzen der syrischen Wüste bewohnt. **) „Ameisen" ist der Ännstausdrnck für die gleichsam beweglichen, in einander laufenden Kreise in Wellenlinien der Damasccner Klinge, die jedoch nicht mehr in Damascus verfertigt wird, sondern in bester Qualität aus den nördlichen Provinzen Persiens und ziemlich häusig, aber weniger werthvoll ans Jsfahaner Fabriken kommt. ***) In der Nähe des an der Straße von Damascus nach Sednaja gelegenen quellenreichen Dorfes Menin ist eine Gebirgskluft, in welcher die dortigen Bauern während des Winters Schnee aufspeichern, den sie mit einer Lage Erde gegen Sonne und Luft schützen und in den heißeren Monaten nach Damascus und den Küstenstädten verführen. Da dieses Geschäft gewinnbringend ist, versuchten es vor einigen Jahren auch die Drusen vom Hermon, doch, wie es scheint, ohne Erfolg.
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