1875 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
136
Stämmen Asiens gegenüber. Darum wurde das Reich der Mitte mehrere
Male von einerhandvoll Tataren erobert, darum erträgt es die Tyrannei,
darum hat es sich durch argwöhnische und gebieterische Herren von andern
Nationen abschließen lassen, obwohl sie ein echtes Handelsvolk sind.
4. Chinesische Culturbilder.*)
1.
Die Chinesen als Handelsvolk.
Uralt ist auch der chinesische Handel. Während Fremde die Häfen
des himmlischen Reichs besuchten, fuhren chinesische Kaufleute mit ihren
Dschunken in den Indischen Ocean und handelten auch in Arabien und
Aegypten. Noch heute kommen ihre Schiffe nach den Inseln des öst-
lichen Archipelagus, nach Malakka, Bengalen, Cochinchina und Japan.
Am Landhandel haben sich die Chinesen lebhaft betheiligt, und es leidet
keinen Zweifel, daß eben des Handels wegen chinesische Colonien in der
Mongolei sich ansiedelten. Gegenwärtig wird auswärtiger Landhandel
auf der Nord- und Westgrenze getrieben. Die Chinesen kaufen besonders
mongolische Pferde, Nephrit (Nierenstein), Moschus und Shawls aus
Khotan und Tibet, Pelzwerk aus Sibirien, Tuche, Seife, Leder, Gold-
und Silberdraht aus Rußland. Aus dem nordwestlichen Kan-su und
über die Kleine Bucharei sind in alten Zeiten chinesische Seidenwaaren
nach Europa gekommen; aber der Transport ist schwierig und der Land-
handel deshalb bei Weitem nicht so wichtig als der Seehandel. Für
den europäischen Verkehr war bekanntlich bis vor Kurzen: allein der Hafen
von Cantón geöffnet. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts nahm
China für seinen Thee nur Silber, keine Maaren. Erst seit Anbeginn
des laufenden Jahrhunderts werden Baumwollenwaaren, Tuche, ver-
arbeitete Metalle, Uhren u. dgl. eingeführt. Indien liefert Gewürze,
Kampher, Elfenbein und insbesondere eine große Menge Opium, dessen
Gebrauch in China unglaublich um sich gegriffen hat. Die Hauptausfuhren
China's bestehen in Thee und Rohseide. China hat nöthig zu verkaufen,
nicht zu kaufen. Es nimmt Opium und Baumwolle, weil es an beiden nicht
so viel liefert, um die Nachfrage zu decken: die übrigen Einfuhrartikel
nimmt es nur, um dem Absatz seiner eigenen Maaren förderlich zu sein.
Die Regierung hat niemals den Handel mit den Europäern be-
günstigt; auch könnte China des Verkehrs mit dem Auslande um so
leichter entbehren, als in der That sein Binnenhandel ungeheuer
*) Wanderungen durch das chinesische Reich, von Huc und Gäbet. In deutscher
Bearbeitung von K. Andree (Leipzig 1855).