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1. Theil 2 - S. 350

1875 - Leipzig : Brandstetter
I t 350 feierte man am 17. und 18. November 1869 in prunkvoller Weise die Einweihung des Kanals, an welchem Feste die Kaiserin von Frankreich, der Kaiser von Oesterreich, der Kronprinz von Preußen Theil nahmen. Der Vieekönig von Aegypten brannte vor Verlangen, die Augen des eivilisirten Europa's aus sich und sein Land zu lenken und die Compagnie mochte von dem Feste einen neuen Aufschwung des Unternehmens hoffen. Bis der Kanal aus seiner ganzen Länge, welche 162 Kilometer = 22 deutsche Meilen beträgt, die nöthige Breite und Tiefe erlangt haben wird und die User jene Festigkeit, welche die Gefahr des Versandens (des Her- abrollens des lockeren Ufersandes) beseitigt: mögen vielleicht noch ebenso viel Millionen erforderlich sein, als der Bau des Kanals bereits ver- schlungen hat. Dennoch aber wird das Werk vollendet werden, da der Vortheil für alle Nationen, welche Handel und Schifffahrt treiben, zu bedeutend ist, als daß man auf halbem Wege stehen bleiben und das so weit geförderte Werk wieder zerfallen lassen könnte. 6. Abyssinien.*) Wer je Abyssinien gesehen hat, wird immer mit Bewunderung an diese afrikanische Schweiz zurückdenken, am südlichen Ende des Rothen Meeres gelegen, schroff gegen dessen Gestade hinabstürzend, langsam gegen die oberägyptischen Wüsten sich abstufend. In breiten Terrassen erhebt sich Abyssinien bis über 10,000 Fuß und seine Gipset lassen unseren Alpen- königen nur den ewigen Schnee. Die weiter: Hochebenen sind durch Klüfte zerrissen; die wilden Winterströme, von tropischem Regen geschwollen, gra- den sich tiefer und tiefer schauerliche Abgründe und die Zeit erweitert die schmalen Klüfte zu breiten Tiefthälern, die mit der Macht ihrer tropischen Vegetation uns verführen. Aber wehe dem Anwohner! Da lauert die geringelte Boa auf dem schmalen Wege; da ist das Jagdgebiet des Löwen und der Elephant weidet friedlich, da schreckt dich das blasse Fieber aus dem paradiesischen Traum. Die Natur will den Menschen hier nicht zum Zeugen ihrer Pracht haben. Und doch wie schön! Das hohe schilfige Gras verschlingt den Reiter; nur mühevoll tritt er sich einen Pfad, wenn nicht die Elephantenheerde ihn schon geebnet hat. Die weitästige Syko- more mit ihrem ungeheuren hochragenden Stamm und den breiten Blät- tern bietet ihre Feigen und ihren nichtigen Schatten. Die ast- und blätterarme Adansonie verwundert dich mit ihrem falben Laub und ihrem mürben, kraftlosen Holz. Hier ist Urwald; hier liegen wuchtige Stämme der Verwesung preisgegeben und versperren den Weg. Frisch sproßt *) Werner Munzinger: Ostafrikanische Studien (Schaffhausen 1864).
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