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1. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 242

1902 - Leipzig : Roßberg
— 242 — Das Streben der Kaiserin als Regentin war durchaus selbstherrlich nach jeder Richtung hin. Wie die Rechte der Stände durch die Selbstherrschaft und eine Ministerregierung beschränkt wurden, so wurden auch den Städten manche Befugnisse der Verwaltung und des Gerichtswesens entrissen; die ländliche Bevölkerung unterlag völlig der Willkür der Regierung. Ein neues Gesetzbuch hob die Hexenprozesse und Verbrennungen auf, ebenso wurde später die Folter abgeschafft. Sehr viel geschah unter ihrer Regierung zur Hebung des Gewerbes und Handels. In Wien wurde eine Porzellanfabrik gegründet. Viele Eisen- und Stahlwerkstätten, sowie Baumwoll-und Seidenfabriken entstanden. Wien wurde zur Industriestadt. ' Auch Kanäle und Straßen wurden gebaut, die Schiffahrt und das Postwesen gehoben. Im Heere wurde viel verbessert, meist nach preußischem Muster. § 265. Josef Ii. Nach dem plötzlichen Tode ihres Gemahls Kaiser Franz I. (1765) nahm Maria Theresia ihren ältesten Sohn Josef Ii. zum Mitregenten an, in Wirklichkeit war er nur ihr erster Minister. Sein Vorbild war Friedrich der Große. Josef Ii. bereiste sowohl das ganze Gebiet seiner Hausmacht, um sich über die Bedürfnisse der Bevölkerung zu unterrichten, als auch die Nachbarländer, um ihre Zustände kennen zu lernen. In kirchlicher Beziehung war zwischen beiden Regenten ein tiefer Abgrund; die Mutter entsetzte sich über das Streben des Sohnes nach Herstellung der Glaubensfreiheit. Nach dm Tode der Kaiserin (1780) war Josef Alleinherrscher; er suchte jetzt in seinen Ländern kirchliche, gesellschaftliche und 'staatliche Neuerungen vder Verbesserungen einzuführen. Durch ein Toleranzedikt gewährte er den Protestanten und Griechischkatholischen freie Religionsübung und gleiche Rechte wie den Katholiken. Die Zahl der Klöster wurde vermindert und das dadurch gewonnene Vermögen zur Errichtung von Schulen und wohltätigen Anstalten benutzt. Er hob die Leibeigenschaft der Bauern auf und führte eine gleichmäßige Besteuerung und Gleichstellung vor dem Gesetz ein. Allgemeine Unzufriedenheit in allen Klassen der Bevölkerung, ein offener Aufstand in Belgien und ein drohender Aufstand in Ungarn waren die Folgen. Josef starb aus Gram über feine fruchtlose Lebenstätigkeit. „Ich habe das Unglück gehabt, alle meine Entwürfe scheitern zu sehen." Unter seinem Nachfolger Leopold Ii. blieb nur das Toleranzedikt und die Aufhebung der Leibeigenschaft bestehen. —h—das Beispiel der aufgeklärten Regierungen Friedrichs des Großen und Josefs Ii. blieb unter den anderen zeitgenössischen
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