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1. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 244

1902 - Leipzig : Roßberg
— 244 — im Sommer besuchte er gern große und kleine Badeorte, um seine ganze Pracht zu entsalten. Manche der Reicheren unterhielten auch Musikkapellen. Dem Spiele, besonders dem Hasardspiele, war der Adel sehr ergeben. Ein großer Teil des Landadels war noch strenggläubig, ein Teil aber huldigte den freien, französischen Anschauungen. Paris war für den Adel noch immer tonangebend, vor allem in der Mode, v 3. Der städtische Mittelstand. Der Wohlstand desselben ifcot in raschem Steigen begriffen. Die Städte zeigten gegen einige Jahrzehnte früher ein anderes Bild. Die entbehrlich gewordenen Mauern wurden schon hier und da niedergerissen, die Gräben in Gärten, die Wälle in baumbepflanzte Spazierwege verwandelt. Auch mittlere Städte pflasterten ihre Straßen. Wer es vermochte, kaufte sich draußen vor den Toren in der Vorstadt einen Obst- °bet Die^Gesellig^beschränkte sich jetzt wesentlich auf das Haus und auf den Umgang mit verwandten und befreundeten Familien; nur die „Kuchengärten" führten eine größere Anzahl Leute zusammen, ausnahmsweise auch die „Komödie" oder eine besondere Sehenswürdigkeit. Das Leben verfloß im ganzen einförmig, m emsiger Arbeit. Reisen wurden nur in Geschäften oder zu Bil-dungszweckev unternommen. Eifrig hielt jeder darauf, die nach Rang und Stand gebührende Ehre zu empfangen und zu erweisen; gegen höher Gestellte herrschte eine tiefe „Devotion", Me oft m Kriecherei ausartete. Es gab ein höheres und niederes Bürgertum Zum ersteren gehörten Gelehrte, Beamte, Geistliche, reiche Kaufleute und Fabrikanten. Diese waren durch Tracht und Lebensweise vom gewöhnlichen Bürgersmann unterschieden, auch brauchten ihre Söhne nicht Soldaten zu werden. Lange Zeit hindurch zierten Halskrausen und Spitzenmanschetten den Rock, und Puder färbte das Haar. Die amerikanischen und französischen Freiheitsideen beeinflußten auch die deutsche Tracht. Die fugend trug um 1784 das Haar wieder lang, ohne Puder und bedeckte den Kops mit einer Art Schlapphut. Der Rock verlor die Manschetten, die Weste erhielt einen breiten Ubersallkragen. Dazu wurden knapp anliegende Beinkleider von hellem Tuch in hohen Stieseln getragen. Der ehrsame Bürger trug noch Perücke mit Zopf oder Haarbeutel. 1780 erschien der blaue Frack mit gelben Knöpfen, die Werthertracht, und der runde, spitze Hut. Auch die Frauen änderten die Tracht. Der Reifrock mit Anhängseln wich dem griechischen Gewand mit kurzer Taille. 4. Die Landbevölkerung. Die Lage des Landvolkes war noch immer dürftig, seine Schulbildung äußerst gering. Doch hing der Landmann treu an seiner Kirche; häufig war fromme Schwärmerei, namentlich in den Gebirgslandschaften, zu finden.
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