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1. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Roßberg
— 26 — 10. Bauern und Landsknechte. (16. Jahrhundert.) Das Bild führt uns in ein Bauerndorf Schwabens, das von einer großen Zahl freier Bauern bewohnt wird. Den Mittelpunkt des Dorfes, den Dorfplatz, haben die Landsknechte als geeignetsten Ort für ihre Werbung ausersehen. Hell von der Mittagssonne beschienen, erblicken wir hier die sich spreizende, bunte und laute Schar, von den neugierigen Dorfbewohnern angestaunt. Stattliche Bauernhöfe umrahmen den Platz, auf dessen Mitte der strohbedachte Ziehbrunnen sichtbar ist. Unter den Höfen erkennen wir rechts im Vordergründe an seinem einladenden Wahrzeichen das Wirtshaus. Neben ihm ragt die Kirche empor, ein aus Feldsteinen sorgfältig aufgeführter Bau, umgeben vom Kirchhof. Im Hintergrund erhebt sich der Herrenhof auf einer Anhöhe, deren Abhang Weinberge, Äcker und Baumpflanzungen zeigt. Es scheint ein sehr wohlhabendes Dorf zu sein, dem der Besuch der Landsknechte zuteil wird. Die Wohnhäuser bestehen zum größten Teil aus Fachwerk und verraten in der schmuckvollen Ausstattung des Obergestocks und in den Bedachungen den Wohlstand der Besitzer. Neben dem Wohnhause, unter dessen Dach in den meisten Gegenden Deutschlands auch zugleich das Vieh wohnt, besitzt jeder Hof noch die nötigen Scheunen, Speicher, Schuppen, Schweineställe und andere Baulichkeiten. Alle einzelnen Höfe sind durch einen festen Zaun, der aus eingerammten Pfählen und dazwischen verflochtenen Zweigen besteht und nur bestimmte Tore zum Ein- und Ausgang hat, zu einem Ganzen, der Dorfschaft, verbunden. Um bei feindlichen Überfällen besser Trotz bieten zu können, ist nicht nur die Kirche möglichst widerstandsfähig gemacht, sondern selbst der Kirchhof mit starker Mauer und festen Türmen gesichert worden. Er dient bei feindlichem Einfalle den Bauern als Zufluchtsstätte. Dorthin bringen sie ihre beste Habe und ihr Vieh, wenn sie es nicht in die Wälder flüchten. Hier verteidigen sie sich oft lange, nachdem der Feind vielleicht ihr Dorf schon in Asche gelegt hat. Wegen der schweren Drangsalen, die die Dörfer während der Fehden und Kriege ausstehen mußten, ist auch der Herrenhof befestigt. An Stelle des früheren Holzbaues ist ein hohes Steinhaus getreten, den Holzzaun hat die Steinmauer verdrängt, mächtige Türme sind an den gefähr-detsten Stellen errichtet, so daß man den Hof für eine Burg halten könnte. Die vielfach traurige Lage, in der sich der Bauernstand im 16. Jahrhundert befand, war für manchen Bauernsohn verlockend, in die Reihen der Landsknechte einzutreten. In dem Dorfe, das unser Bild zur Anschauung bringt, läßt ein Hauptmann des Kaisers Karl V. durch Trommelschlag ehrliche, kräftige Knechte zum Kriegsspiel einladen. Nicht wenige sind gesonnen, dem Ruse der Werbetrommel zu folgen. Neben
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