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1. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Roßberg
— 33 — beiden am Tische sitzenden Herren ist das Haar über den Ohren zu ein oder zwei gleichförmigen, springfederartigen Lockenwülsten gewunden, von denen der spitze Zopf auf den Rücken hinabhängt. Durch reichliche Verwendung von Pomade und durch starke Einpuderung hat der Haarbau die nötige Festigkeit. Nach damaliger Sitte tragen alle Edelleute einen Galanteriedegen mit silbernem oder goldenem Griff. In ihrer Tracht werden die Männer noch von den Frauen übertroffen. Wir sehen alle Damen ohne Hut. Denn die hohe Frisur, so künstlich geordnet, durch Pomaden gesteift, mit Puder schneeig überdeckt, mit wallendem Federbusch, Blumen und Perlenketten schmuckvoll bedeckt, duldet den Druck nicht. Statt des Hutes zieren sie Spitzen, ein leichtes Häubchen, Barben, Schleifen und Bänder. Die Kleidung der Frauen zeigt manche Absonderlichkeiten. Als Fest? tracht tragen sie, wie die besuchende Dame und die Dame auf dem Mittelgange, einen umfangreichen Reifrock, dagegen ist die Hauskleidung der übrigen Damen einfacher und bequemer. Sie tragen für den Sommer bestimmte, mit Ärmeln versehene Überkleider, nach vorn mantelartig offen. Die Kleider, zu denen meist hellere Farben und leichtere Stoffe gewählt werden, lassen die zierlichen Schuhe aus Atlas, Seide oder seinem Leder hervorschauen, die mit hohen, schlank ausgeschweiften Hacken und wertvollen Schnallen oder Rosetten versehen sind. Die Gestaltung des Gerätes und der Möbel entspricht dem Geschmacke jener Zeit. Man verwendet lang- oder quergefurchtes, vielzackiges Muschelwerk, das schalenförmig gewölbt oder schneckenförmig gewunden ist, man liebt scharfkantige und eckige Schnörkel, mannigfaltig geschwungene Leisten und Stäbe mit kolbigen Endungen, aufgemalte, eingelegte oder auch leicht erhabene Darstellungen. Am freiesten äußert sich diese bewegte Formengebung an den Gefäßen, an dem Tafelgerät, an den Platten, Tellern, Schüsseln, Schälchen, Tassen, Kannen. Auch an den Möbeln zeigt sich die bewegte Formgebung nach Möglichkeit. Besonders sind an diesen Gegenständen die Füße und die meist hohen Bekrönungen durch sreie und halberhabene Schnitzerei, durch schiefe und unsymmetrische Schnörkel, geschweifte Ranken und stachlichte Ornamente reich ausgestattet. Wie sehr der herrschenden Gesellschaft das Gefühl der Natürlichkeit und der Sinn für das wahrhaft Schöne abhanden gekommen ist, zeigt auch der Garten. Von der Mitte der Terrasse sührt eine Freitreppe nach dem breiten Hauptweg, der den Garten durchschneidet und von gleichlaufenden, wohlgeschnittenen Rasenflächen begrenzt wird, auf denen fpitzkegelförmig verschnittene Zypressen angepflanzt sind. In diesem Mittelraume fallen uns die mit großem Kostenaufwand angelegten Wasserkünste auf. Aus den regungslosen, ehernen Leibern von Meergöttern, Wafferjungfrauen und seltsamen Wassertieren, zu einer schönen Gruppe vereinigt, steigt das Wasser in dicker Säule und hohem Bogen empor. Von weither mußte das Wasser durch ein Pumpwerk Rotzbach, Deutsche Geschichte. Anhang. 3
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